Nebenkosten-Schock! Sollten Chemnitzer ihre Miete selbst erhöhen?
Chemnitz - Die Nebenkosten steigen drastisch - erste Vermieter empfehlen: Chemnitzer sollen ihre Miete selbst erhöhen!
Warm wohnen wird teuer. Die ersten Chemnitzer Vermieter haben wegen explodierender Energiepreise die Vorauszahlungen für Betriebskosten angehoben.
Alternativ empfehlen sie ihren Mietern, freiwillig höhere Abschläge zu zahlen - und sich damit selbst die Warmmiete zu erhöhen.
Frank Winkler (51), Vorstand der Sächsischen Wohnungsgenossenschaft (SWG): "Für etwa 1000 unserer 4000 Wohnungen haben wir die Betriebskosten schon um 35 Cent pro Quadratmeter erhöht. Aufgrund der stark gestiegenen Gaspreise mussten wir reagieren. Wohnungen mit Fernwärmeanschluss sind nicht betroffen."
Die CAWG (6000 Wohnungen) hat die Vorauszahlungen zunächst bei Neuvermietungen erhöht. Sprecher Daniel Pfaff (44): "Auch für bestehende Mietverträge kann eine freiwillige Erhöhung sinnvoll sein, um höhere Nachzahlungen zu vermeiden."
Höhere Vorauszahlungen spätestens zur Betriebskostenabrechnung 2021
Der Verein Haus und Grund, der rund 500 Kleinvermieter vertritt, rät seinen Mitgliedern, zeitnah höhere Abschläge zu vereinbaren.
"Das gibt sonst für die Mieter ein böses Erwachen. Wer noch mit Öl heizt, hat für eine Lieferung jetzt doppelt so viel gezahlt wie vor einem Jahr", so Wolfgang Weidauer (76) vom Verein.
Spätestens mit der Betriebskostenabrechnung für 2021 stehen vielen Mietern höhere Vorauszahlungen ins Haus: "Die Kalkulation dafür ist durch viele unsichere Faktoren so schwierig wie noch nie", sagt Ringo Lottig (56) von der Siedlungsgemeinschaft. "Dabei haben wir noch Glück, dass 90 Prozent unserer Wohnungen mit Fernwärme beheizt werden."
Die GGG verweist als größter Vermieter (25.000 Wohnungen) auf langfristige Verträge. Sprecher Erik Escher (40): "Wir passen die Vorauszahlungen wie jedes Jahr an, aber viele Preissteigerungen treffen uns aktuell noch nicht."
Nebenkosten-Explosion: Gefahr für beide Seiten
Höhere Vorauszahlungen auf Betriebskosten können Vermieter nicht willkürlich verlangen. Die bloße Erwartung einer Kostenexplosion genügt nicht. "Die Rechtsprechung akzeptiert keinen Sicherheitszuschlag in der Kalkulation", sagt Wolfgang Weidauer vom Verein Haus und Grund.
"Das birgt in der aktuellen Situation wirtschaftliche Risiken für beide Seiten. Vermieter riskieren eine wirtschaftliche Schieflage, wenn sie zu niedrig kalkulieren. Mietern dagegen drohen horrende Nachzahlungen."
Auch in der Verbraucherzentrale häufen sich die Nachfragen, bestätigt Beratungsstellenleiterin Cornelia Neukirchner (41): "Wir prüfen Betriebskostenabrechnungen und vermitteln bei Fragen zum Mietrecht den Kontakt zu einer Rechtsanwältin, mit der wir zusammenarbeiten."
Titelfoto: Kristin Schmidt/IMAGO/imagebroker