Nahrungsmangel im Stadtgebiet: So qualvoll verenden die Chemnitzer Störche
Chemnitz - In den Chemnitzer Storchennestern spielen sich qualvolle Dramen ab. Die Jungvögel verenden mit dem Magen voller Haushaltgummis. Dabei hatte die Brutsaison so vielversprechend begonnen.
Im Wittgensdorfer Nest waren drei, in Grüna sogar vier Junge geschlüpft. Doch im Gegensatz zu den Vorjahren, in denen es reichlich Mäuse gab, fanden die Störche kaum Nahrung.
Das Grünaer Brutpaar warf in der Not eines der Jungen aus dem Nest und fraß ein weiteres auf. Trotzdem verendete das dritte Junge wenig später.
Ornithologe Kai Schaarschmidt (49) untersuchte seine Überreste: "Der Magen des Jungvogels war voller Gummiringe." Wenig später wurde der Storchenexperte nach Wittgensdorf gerufen, weil ein Jungstorch tot unter dem Nest lag: "Auch er hatte fast nur Gummis im Magen."
Am Sonntag starb auch das letzte Küken in Grüna. Seine Untersuchung steht noch aus.
Gummis von Gemüseabfällen sind wohl am Storchen-Drama schuld
Die Untere Naturschutzbehörde ist alarmiert. Abteilungsleiter Jens Börner (56): "Wegen der Trockenheit fehlen Regenwürmer als Nahrungsquelle, auch Amphibien und Insekten sind rar. Wir vermuten, dass die Tiere die Gummis von Gemüseabfällen auf Kompostieranlagen gefressen haben."
Auf TAG24-Anfrage bestätigte der Betreiber der Anlage in Hartmannsdorf, dass sich dort regelmäßig ein bis sieben Störche aufhalten. In der Anlage landet der Bio-Müll aus Chemnitz, der bis zu fünf Prozent aus Fremdstoffen wie Plastik, Gummis von Gemüsebündeln oder Glasscherben besteht. "Hier ist jeder aufgerufen, sein Verhalten und was in der Biotonne landet zu überdenken", so Börner.
Die Naturschutzbehörde der Stadt plant eine Allianz für bessere Lebensbedingungen für die Adebare: "Wenn wir die Störche in Chemnitz behalten wollen, müssen wir für ausreichend Grünland in der Nähe der Nester sorgen."
Angedacht ist eine Veranstaltung, zu der Grundstücksbesitzer und Landwirte eingeladen werden, die bereit sind, die Bewirtschaftung ihrer Flächen auf die Bedürfnisse der Störche abzustimmen.
Titelfoto: Kristin Schmidt