Nachwuchs-Sorgen: Gibt's ohne Zuwanderer bald kein Brot mehr vom Bäcker?

Chemnitz - Früh aufstehen, Teige kneten, in der Backstube schwitzen - das Bäckerhandwerk ist nichts für Morgenmuffel. Auch deshalb fehlt der Nachwuchs in Chemnitz.

Azubi Noah (18) kann von Bäckermeister und Papa Erik Pönisch (50) einiges lernen.  © Sven Gleisberg

Thomas Lißner (46) von der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) sieht deshalb nur eine Lösung: "Ohne junge Menschen, die als Geflüchtete oder Zuwanderer zu uns kommen, wird das Brotbacken von morgen schwierig." Wie sieht das in der Praxis aus?

Die Realität in den Backstuben zeigt: Viele wollen diesen Job nicht mehr machen.

"Junge Leute wollen sich die Hände nicht mehr dreckig machen", sagt Nicole Pönisch (47), die mit ihrem Mann die Bäckerei Pönisch in dritter Generation führt. Sohn Noah (18) ist hier die Nachwuchshoffnung und der einzige Azubi. "Ich habe es in den Genen und möchte später auch mal die Bäckerei übernehmen", so der 18-Jährige.

Chemnitz Lokal Krankenhaus-Streik in Chemnitz: Hat Klinikleitung massiven Druck auf Teilnehmer ausgeübt?

Doch in vielen anderen Betrieben herrscht Lehrlingsflaute. Die Lösung? Azubis aus dem Ausland. Klingt einfach, ist es aber nicht.

Anzeige

Auch die Handwerkskammer Chemnitz kennt das Thema

Nicole Pönisch (47) sieht die Bäckerei zurzeit personell gut aufgestellt.  © Sven Gleisberg

"Wir hatten vor anderthalb Jahren einen ausländischen Azubi", so Pönisch. Doch das sei kein Selbstläufer: "Man muss vorher eine Wohnung finden, viele sprechen kein Deutsch, und ins Team muss er auch passen."

Zudem gebe es auch kulturelle Konflikte, so Pönisch: "Wir hatten auch einen richtig guten Mitarbeiter aus Afghanistan, aber er hat sich nur etwas von meinem Mann sagen lassen."

Manche Betriebe zögern deshalb. "Da schwingt im Hintergrund viel mit, und deshalb haben wir erst mal davon Abstand genommen."

Chemnitz Lokal Mögliche Sparpläne bei Chaos-Strecke in Sachsen! Grüne sauer: "Setzt dem Ganzen die Krone auf"

Dazu müsse man laut Bundesagentur für Arbeit den unterschiedlichen Aufenthaltsstatus beachten: "Manche dürfen nicht immer sofort arbeiten. In einigen Fällen müssen Sie eine Beschäftigung rechtzeitig bei der Ausländerbehörde beantragen."

Laut Thomas Lißner (46) von der Gewerkschaft NGG kommen die meisten ausländischen Azubis aus Syrien, Afghanistan, der Ukraine und Nordafrika.  © Steffen Füssel

Auch die Handwerkskammer Chemnitz kennt das Thema. Zum 31. Dezember 2024 gab es in ihrem Bezirk elf ausländische Bäcker-Azubis. "Der Mangel ist ein demografisches Problem, das sich durch alle Gewerke zieht." Die Aussage der Gewerkschaft NGG, dass es künftig nur noch mit Migranten gehe, teilt man dort aber nicht.

Mehr zum Thema Chemnitz Lokal: