Nachfahren von Holocaust-Opfern besuchen Chemnitz
Chemnitz - Die jüdischen Vorfahren von Hannah Allen (45) und William Godwin (42) hatten in Chemnitz gewirkt - mussten jedoch fliehen und wurden schließlich von den Nationalsozialisten ermordet. Nun waren sie in der Stadt auf Spurensuche.

Für die beiden Engländer war es das erste Mal, dass sie nach Chemnitz gekommen sind.
Als sie erfuhren, dass in der Schumannstraße - vor dem ehemaligen Wohnhaus der Familie Magen - an ihre Vorfahren mittels Stolpersteinen gedacht wurde, fassten sie den Entschluss, nach Chemnitz zu kommen.
Am Mittwoch hatten sie die Steine ihrer Vorfahren gesäubert. William findet das Konzept grandios:
"Es ist so leicht, nicht über Geschichte zu stolpern", schildert William. Daher seien die Steine eine gute Methode des Gedenkens. "Stolpern ist kein Akt der Missachtung, sondern ein Akt des Engagements", so William weiter.


Es gibt bereits über 330 Stolpersteine in Chemnitz

Der Urgroßvater von Hannah und William war Kurt Magen (1882-1942). Er zog mit seiner Frau Erna (1898-1943) 1920 nach Chemnitz und übernahm die dortige Adler-Apotheke in der Innenstadt.
Kurt Magen starb 1942 im Dresdner Polizeigefängnis. Erna Magen und ihre Tochter Stephanie (1925-1943) wurden nach Auschwitz deportiert und kamen dort ums Leben.
Sohn Claus (1923-1942) wurde im Vernichtungslager ermordet. Einzig Großmutter Annelies (1920-1998) konnte nach England fliehen.
Laut Historiker Jürgen Nitsche (67) gibt es bereits über 330 Stolpersteine in Chemnitz.

Das Engagement von Hannah und William ist ein deutliches Signal: "Es zeigt, dass die Nachfahren immer noch großes Interesse an der Aufklärung des Schicksals ihrer Vorfahren haben", so Nitsche. Hannah und Allen reisen am Freitag wieder ab - und wollen Chemnitz auf jeden Fall wieder besuchen.
Titelfoto: Uwe Meinhold