Nach Kaufhof-Aus: Zwei ehemalige Verkäuferinnen stehen vor dem Nichts
Chemnitz - Katrin Venus (58) und Ines Andre (58) stehen seit dem 22. August 2024 vor dem Nichts. An diesem Tag schloss Galeria Kaufhof in Chemnitz und die beiden Frauen verloren ihren Job, den sie jahrzehntelang gemacht haben. In der RTL-Sendung "stern TV" erzählen sie ihre Geschichte.

Venus und Andre absolvierten Anfang der 80er-Jahre ihre Ausbildung im damaligen "Centrum Warenhaus" in Chemnitz. 42 Jahre lang blieben sie dem Haus treu. "Spätestens mit dem 25-jährigen Dienstjubiläum habe ich mir gesagt: 'Du bist bis zur Rente hier'", erzählt Ines Andre im "stern TV"-Studio.
Als Galeria Kaufhof im Januar 2024 zum dritten Mal insolvent ging, gaben die Beschäftigten die Hoffnung nicht auf. Das Kaufhaus sollte verkleinert werden und das Kulturhauptstadtjahr stand an.
Doch im April 2024 dann die Gewissheit: Galeria Kaufhof in Chemnitz muss schließen. "Fassungslosigkeit. Ich saß da und konnte nichts sagen. Das war wie eine Leere", erinnert sich Katrin Venus.
Es folgte ein wochenlanger Ausverkauf und dann war Schluss. Seit September sind die beiden Fachverkäuferinnen in einer Transfergesellschaft. Dort wird ihnen auch gezeigt, wie man sich bewirbt.
"Wir haben uns zum letzten Mal zu DDR-Zeiten beworben. Das war das erste und das letzte Mal. Wir wissen ja gar nicht mehr, wie man sowas heutzutage macht", sagt Venus.

40 Jahre gearbeitet, jetzt gelten sie als armutsgefährdet

Doch mit Ende 50 einen neuen Vollzeitjob zu finden, ist gar nicht so einfach. Vieles seien Minijobs und Arbeit für Mindestlohn. "In meinem Alter und mit meiner Berufserfahrung tue ich mir das nicht an", sagt Ines Andre.
Monatlich wird ihnen ein erhöhtes Arbeitslosengeld ausgezahlt. "stern TV" hat aufgeschlüsselt: Als Verkäuferin verdiente Katrin Venus rund 1800 Euro Netto pro Monat. Nun erhält sie 1300 Euro. Ines Andre hatte zu Kaufhof-Zeiten 1450 Euro, jetzt noch 1110 Euro.
Damit gelten beide laut Berechnung der EU als armutsgefährdet.
Ab 1. Mai sind die Frauen dann "arbeitssuchend" und bekommen noch mal rund 200 Euro weniger.
Zorn auf die Politik

Bei den Frauen herrscht Frust. Die beiden fühlen sich von der Politik nicht mehr gesehen und finden, dass Deutschland sein Geld falsch einsetzt. Für Menschen wie sie bleibe zu wenig übrig.
"Ich finde es schlimm, dass in Deutschland die Rentner Flaschen sammeln oder zusätzlich auf Arbeit gehen, damit das Geld reicht", so Katrin Venus. Dafür werde zu viel Geld in die Asylpolitik gesteckt. Venus: "Warum kann das nicht der deutsche Bürger bekommen?"
"Wir haben beide Seiten erlebt", ergänzt Andre. "Wir haben zum Ausverkauf ganz viele tolle Aushilfen mit Migrationshintergrund gehabt, da waren wir einfach nur begeistert."
Die andere Seite sei die gestiegene Diebstahlquote, die seit Jahren immer mehr wurde. "Beim ersten Diebstahl müssten die das Land verlassen", findet Andre.
Die Schließung des Kaufhauses stehe für beide Frauen sinnbildlich für den Zustand Deutschlands.
Die ganze Sendung vom 26. Februar zum Nachschauen ist kostenlos bei RTL+ abrufbar.
Titelfoto: Montage: Petra Hornig, RTL