Kritik an Chemnitzer Kulturhauptstadt wächst: "Weniger debattieren, mehr machen"
Chemnitz - Warum geht es in Sachen Kulturhauptstadt nur schleppend voran? Marketing-Experten, Politik und sogar Wissenschaftler vermissen einen Ruck, der das Projekt in Chemnitz voranbringt.
Hochschul-Professor Christof Amrhein, Experte für Bewegtbilder in Mittweida, sprach im Club-Kino Siegmar vor dem Chemnitzer Marketingclub.
Er lobte das Potenzial von Chemnitz, kritisierte aber fehlende Infrastruktur und Führung bei der Kulturhauptstadt. Amrhein erinnerte an die Olympia-Bewerbung von Leipzig: "Da gab es einen Kopf, der die Menschen mitriss."
In Chemnitz fehle das Gesicht des Projekts, meint auch Marketingclub-Vorsitzender Ronald Schulz (44). "Ich kenne bisher kein Highlight, die kreative Szene der Stadt ist nicht eingebunden, die breite Masse wird nicht angesprochen." Schulz' Fazit: "Weniger debattieren, mehr machen."
Jörg Knöfel (55), Center-Manager im "Roten Turm", sieht das ähnlich: "Der Innenstadt-Handel wartet dringend auf Einbindung, da muss die Kulturhauptstadt-GmbH mächtig Gas geben."
Die GmbH-Führung war am gestrigen Freitag außer Haus, wird aber am Montag um 17 Uhr zur Debatte der Linken ins Weltecho kommen. Stadtrat Klaus Bartl (72, Linke) nimmt die Macher teilweise in Schutz: "Bei Interventionsflächen und Garagencampus passiert viel. Die Einbeziehung der hiesigen Kulturszene und Finanzierungsfragen laufen schleppend."
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