Knoblauchkröte stoppt Bauprojekt, doch wo ist das Tier überhaupt?

Chemnitz - Im Chemnitzer Rathaus soll es Donnerstag auch formal beerdigt werden: das Bauland-Projekt am Hexenberg in Grüna. Der zuständige Stadtrats-Ausschuss wird wohl beschließen, dass auf der Wiese keine Einfamilienhäuser gebaut werden können. Grund: die seltene Knoblauchkröte.

Ein städtisches Gutachten beweist: Am Grünaer Hexenberg lebt die seltene Knoblauchkröte.  © Uwe Meinhold

"Ich habe sie noch nicht gesehen, wusste gar nicht, dass es sie überhaupt gibt", sagt Reiner Hossbach (78) überrascht. Der Rentner ist einer von mehr als 100 Anwohnern, die sich der Bürgerinitiative "Am Hexenberg" gegen die Bebauungspläne angeschlossen haben.

Die Kröte sei ihm auch nicht wichtig: "Wir haben ältere Leute hier. Die wollen auch auf dem Balkon sitzen. So eine Eigenheimsiedlung ist nicht zumutbar."

Auch Landschaftsgärtnerin Sandra Richter (53) hat die seltene Kröte bislang nicht zu Gesicht bekommen: "Ich habe mich nicht damit befasst, und sie ist mir auch nicht über den Weg gelaufen."

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Trotzdem ist auch sie gegen den Bau, sagt sie. "Hier ist Wassereinzugsgebiet. Eigentlich hätte der ganze Hexenberg so nicht gebaut werden dürfen, weil hier das Wasser runterkommt. Außerdem brauchen auch die Störche etwas zu fressen."

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Ortsvorsteher enttäuscht: "Es hat wehgetan, sie schlucken zu müssen"

Am Hexenberg in Grüna hat die Stadt bereits Hinweisschilder zur Kröte aufgestellt.  © Sven Gleisberg
Auch Rentner Reiner Hossbach (78) hatte sich der Bürgerinitiative "Am Hexenberg" angeschlossen.  © Sven Gleisberg
Lutz Neubert (54, Freie Wählergemeinschaft Grüna) ist seit 2009 Ortsvorsteher.  © Sven Gleisberg
Die Knoblauchkröte ist in Grüna bislang unsichtbar geblieben.  © imago stock&people/W. Willner

Ortsvorsteher Lutz Neubert (54, FWG) ist hingegen enttäuscht: "Die Kröte ist mir noch nie begegnet, aber es hat wehgetan, sie schlucken zu müssen."

Die betroffene Wiese sei in einzelne Teilstücke aufgeteilt, die verschiedene Eigentümer haben. "Eigentlich sollte hier erst mal nur einheitliches Baurecht für künftige Generationen geschaffen werden."

Der Bürgerinitiative warf Neubert Egoismus vor: "Die Leute haben sich charaktermäßig verändert und sehen nur ihre eigenen Probleme. Viele sind gar nicht mehr bereit, ihre Zeit, die sie im Ruhestand mehr haben, für die Prägung eines Ortsbildes mit einzubringen."

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