Klimaaktivistin muss in Frauenknast: "Habe Sorge, dass es mir richtig schlecht gehen könnte"

Chemnitz/Leipzig - Klimaaktivistin Mirjam Herrmann hatte zur Internationalen Automobilausstellung (IAA) in München ein Protestplakat über die Autobahn gehängt. Dafür wurde sie zu einer Geldstrafe verurteilt. Da sie diese aber nicht bezahlen kann, muss sie ab dem heutigen Freitag ihre Strafe in der JVA Chemnitz absitzen.

Klimaaktivistin Mirjam Herrmann muss für 15 Tage in den Chemnitzer Frauenknast. Am heutigen Freitag tritt sie ihre Haftstrafe an.
Klimaaktivistin Mirjam Herrmann muss für 15 Tage in den Chemnitzer Frauenknast. Am heutigen Freitag tritt sie ihre Haftstrafe an.  © Sebastian Christoph Gollnow/dpa

Rückblick: Im September 2021 fand die IAA in München statt. Das Event ist den Klimaaktivisten schon lange ein Dorn im Auge. Aus diesem Grund hängte die studierte Juristin ein Protest-Plakat über ein Brückengeländer der A96.

Für diese Aktion kassierte die Leipzigerin eine Strafe von 750 Euro. Doch das Geld kann sie nicht bezahlen, wie sie in einem Instagram-Video verrät.

Zudem will die Aktivistin auch keine Spenden annehmen. "Für diese Ignoranz dem Klimakollaps gegenüber mit seinen katastrophalen sozialen Folgen und die Kriminalisierung des legitimen Protests dagegen will ich nicht bezahlen", erklärt die Leipzigerin.

Aus diesem Grund muss die Aktivistin nun für 15 Tage in den Knast. Ihre Haftstrafe wird sie in der JVA Chemnitz absitzen.

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Mirjams Mutter, Barbara Herrmann, fällt es schwer, ihre Tochter ins Gefängnis gehen zu lassen. "Das ist schon ein schwerer Moment. Ich bin stolz auf meine Tochter, dass sie sich für eine bessere Klimapolitik und eine bessere Welt einsetzt. Aber sie jetzt ins Gefängnis gehen zu sehen – ins richtige Gefängnis –, fällt mir als Mutter schon nicht leicht."

Zudem verrät die Mutter, dass ihre Tochter "taff" sei - dennoch würde ihr der Gang in den Knast auch nicht leichtfallen.

Eine Zelle in der JVA Chemnitz: Hier wir die Klimaaktivistin die kommenden zwei Wochen verbringen.
Eine Zelle in der JVA Chemnitz: Hier wir die Klimaaktivistin die kommenden zwei Wochen verbringen.  © Chempic

Klimaaktivistin will Gitarre und Mundharmonika mitnehmen: Knast lehnt ab

Die JVA Chemnitz bietet Platz für mehr als 250 weibliche Gefangene.
Die JVA Chemnitz bietet Platz für mehr als 250 weibliche Gefangene.  © Kristin Schmidt

Auf Instagram veröffentlichte die Juristin mehrere Videos, in denen sie sich auf ihren Knast-Alltag vorbereitete. Unter anderem legte sie sich Stifte, einen Notizblock und einen Wecker bereit.

Zudem fragte sie im Chemnitzer Frauenknast nach, ob sie ihre Gitarre mitnehmen darf - Fehlanzeige! Auch ihre Mundharmonika muss daheim bleiben.

"Also muss ich ganz viel 'A cappella' singen im Knast", erklärt sie in einem Instagram-Video.

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Sechs Tage vor ihrem Haftantritt veröffentlichte die Leipzigerin ein nachdenkliches Video auf Instagram. Dazu schrieb sie: "Ich merke langsam, wie die Sorge davor, dass es mir da [im Gefängnis, Anm. d. Red.] richtig schlecht gehen könnte, mehr Raum einnimmt und mich auch körperlich erschöpft macht."

Zudem berichtet sie von einem Verein, der ihr Notfalls auch die Geldstrafe vorstecken könnte, die sie dann über Spenden zurückzahlen könnte. Sollte das Geld bezahlt werden, wird sie vorzeitig aus der Haft entlassen. Auf diese Alternative würde sie aber nur im Notfall zurückgreifen, erzählt sie. "Das ist ein Privileg, das ich nutzen will, wenn es mir schlecht geht im Knast."

Auf Social Media bekommt die Klimaaktivistin viel Zuspruch von Gleichgesinnten, aber auch kritische Kommentare, die die Strafe befürworten.

Ein Instagram-Nutzer schrieb zudem über den Chemnitzer Frauenknast: "Hab dort Verteidigungsfälle betreut und der Knast ist jetzt keiner der angenehmen Institutionen in der JVA Landschaft."

Titelfoto: Bildmontage: Kristin Schmidt, Chempic, Sebastian Christoph Gollnow/dpa

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