Kein NSU-Gedenkort in Sachsen? So reagieren Chemnitz und Zwickau
Chemnitz/Zwickau - Neuer Ärger um das schwere NSU-Erbe: Die Angehörigen der Opfer des Nationalsozialistischen Untergrunds haben sich in einer Studie gegen Sachsen als zentralen Gedenkort positioniert. In den Rathäusern von Zwickau und Chemnitz sorgt das Papier teils für Unverständnis.
Laut der "Machbarkeitsstudie" der Bundeszentrale für politische Bildung, sei Sachsen kein Ort, wo sich Besucher der Gedenkstätte sicher fühlen würden.
Die Ombudsfrau der Opfer der Hinterbliebenen, Prof. Barbara John (86, CDU), teilt diese Auffassung. Die einstigen Wohnorte des NSU-Trios Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe - Chemnitz und Zwickau - seien als Täter-Städte ungeeignet.
"Diese Studie zeigt, wie wichtig es ist, dass mit dem Gedenken an die Opfer zugleich der Fokus darauf gelegt wird, dass es in Chemnitz Menschen gab, die den Tätern des NSU geholfen haben, unterzutauchen", so das Chemnitzer Rathaus.
Die Zwickauer Stadtverwaltung reagiert auf das Papier deutlich verschnupfter: Die Stadt sei nicht in die Studie involviert gewesen, "was aus unserer Sicht sehr bedauerlich ist". Zudem wirft die Stadt die Frage auf, ob nicht auch ein Gedenken in Form von Bildungsangeboten genutzt werden sollte.
Dieser Meinung ist auch Barbara John: "Selbst wenn die Städte keine Gedenkorte bekommen sollten, kann man zum Beispiel in Lehrplänen gegen Hass und Rassismus wirken."
Für Chemnitz ist ein Interims-Dokuzentrum für 2025 geplant.
Titelfoto: Bildmontage: Ralph Kunz, Peter Endig/zb/dpa