Jugendhelfer schlagen Alarm: So sehr schadet die Corona-Zeit unseren Kindern
Chemnitz - Die Folgen der Corona-Pandemie schlagen sich in nahezu allen Bereichen der Kinder- und Jugendhilfe nieder. Gewalt in Familien, soziale Defizite und Lernrückstände sind nur drei Problemfelder, die während zwei Lockdowns zutage getreten sind. Jugendhelfer aus Chemnitz sehen die Spitze des Eisberges noch nicht erreicht.
"Wir sehen die Tsunami-Welle der Post-Corona-Fälle erst noch kommen", sagt Franziska Zetzschke, Chefärztin der Klinik für Psychiatrie. Bei ihr landen die heftigen Schicksale. Von 2020 zu 2021 sind die stationären Einweisungen um 20 Prozent gestiegen, die ambulanten um 15 Prozent.
Vor allem sozial schwächere Eltern seien in neun von zehn Fällen "völlig überfordert und orientierungslos". Viele Kinder seien monatelang nicht zur Schule gegangen.
Auch das Jugendamt ist alarmiert. Von April 2021 bis März 2022 sind die Heimbelegungen von 253 auf 298 gestiegen. Die Kosten seien enorm gewachsen, so Jugendamtsleiterin Gunda Georgi (56).
Stationäre Hilfe koste 200 Euro pro Tag und Fall. "Das sind in wenigen Monaten weit über 2 Millionen Euro Mehrkosten." Ebenfalls gestiegen sei die Belegung beim Kinder- und Jugendnotdienst sowie die Prüfungen der Kindeswohlgefährdung. "Häusliche Gewalt hat zugenommen und die Fälle sind komplexer", so Georgi.
Um dem entgegenzuwirken, wurden von den Einrichtungen 2021 218.000 Euro Fördermittel von Bund, Land und Kommune abgerufen. Für die Stadt gab's im Februar weitere 250.000 Euro.
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