In Lichtenau entsteht Taschen-Luxus vom ungelernten Meister
Lichtenau - Preisgekrönt, unverwüstlich und Stich für Stich von Hand genäht - die Taschen und Geldbörsen von Ulrich Czerny (59) aus Lichtenau sind wahre Handwerks-Kunst. Dabei hat der virtuose Feintäschner das Handwerk nie gelernt, sondern ist eigentlich Werkzeugmacher.
Den Umgang mit Ahle, Kehleisen und Prickrad hat sich der gebürtige Hesse vor 25 Jahren autodidaktisch angeeignet. Ein Meister seines Fachs ist er trotzdem: Etliche seiner Entwürfe wurden mit Staats- und Designpreisen ausgezeichnet.
"Ich verwende ausschließlich pflanzlich gegerbtes Rindsleder aus Belgien. Von der Idee bis zum fertigen Schnittmuster für eine neue Tasche dauert es etwa zwei Wochen, das Nähen selbst - je nach Modell - bis zu 30 Stunden", erzählt Ulrich Czerny, der sich seit 2015 der Liebe wegen in Lichtenau niedergelassen hat.
Die verschiedenen Entwürfe fertigt der Täschner als nummerierte Auflagen. "Wie oft ich eine Tasche in gleichem Design und Farbe schon hergestellt habe, ist im Boden eingeprägt."
"In Sachsen erfahren handgemachte Dinge eine besonders große Wertschätzung"
Einzigartig sind auch die Geldbörsen aus der Täschner-Werkstatt: "Ich fertige sie extra klein und ohne äußere Nähte, die durchscheuern könnten." Kundschaft für die exklusiven Lederwaren, die zwischen 260 und knapp 4000 Euro kosten, findet Ulrich Czerny online, aber vor allem bei Messen und Ausstellungen für Kunsthandwerk.
"Die größte Resonanz gab es immer in Dresden. In Sachsen erfahren handgemachte Dinge eine besonders große Wertschätzung." So ebnete die Handwerkskammer Chemnitz dem ungelernten Meister auch den Weg, um sein Wissen weitergeben zu können. Mit Erfolg: Czernys erster Lehrling wurde 2020 Bundessieger.
Wer den Feintäschner bei der Arbeit sehen will, kann das bei den Tagen des Kunsthandwerks vom 1. bis 3. April in Lichtenau, Obere Hauptstraße 42.
Titelfoto: Detlev Müller