Im Chemnitzer Frauenknast kommt der Arzt jetzt per Video
Chemnitz - Mehr als 200 Frauen aus Sachsen und Thüringen verbüßen aktuell eine Strafe hinter Chemnitzer Gefängnismauern. Seit einem Jahr wird dort auch Suchttherapie angeboten. Und neuerdings kommt der Arzt zu den Gefangenen per Video.
Für viele Kriminelle, die im Gefängnis eine Strafe verbüßen, ist Drogensucht ein Problem. Doch längst nicht in jeder Haftanstalt gibt es Therapieangebote.
"Die Suchtproblematik ist immens hoch", erläutert die Chemnitzer JVA-Leiterin Eike König-Bender gestern. Als erstes Frauengefängnis bundesweit gibt es hier eine Suchttherapiestation mit bis zu zehn Plätzen. Vier sind aktuell belegt.
Vor allem Crystal sei ein weit verbreitetes Problem, aber auch Alkoholsucht, sagte der Leiter der Station, Jakob Brinkmann. Häufig führe das zu Beschaffungskriminalität.
Auch mit Blick auf ein straffreies Leben nach der Haftzeit seien Therapieangebote wichtig. Die Therapie dauere in der Regel zwölf bis 18 Monate.
Es sei ihr ein Herzensanliegen gewesen, dass im Strafvollzug solche Therapieangebote auch für Frauen geschaffen werden, erklärte Sachsens Justizministerin Katja Meier (44, Grüne). Sie war gestern zu Besuch im Gefängnis.
Bisher rund 300 Behandlungen per Videosprechstunde
Neue Wege geht das Chemnitzer Frauengefängnis auch in einem weiteren Bereich: Seit Frühjahr setzt es bei der medizinischen Versorgung auf Telemedizin.
Laut Justizministerium habe es in dem Pilotprojekt seither rund 300 Behandlungen per Videosprechstunde gegeben.
Das bringt nach Darstellung des medizinischen Dienstes eine große Erleichterung. Denn dadurch entfielen aufwendige Fahrten in externe Praxen und Krankenhäuser. Auch könnten Dolmetscher zugeschaltet werden.
Den eigenen Anstaltsarzt soll das Angebot nicht ersetzen, wohl aber ergänzen.
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