Harter Sparplan gegen die Gaskrise: Wo heute in Chemnitz überall das Licht abgeschaltet wird
Chemnitz - Ab Donnerstagabend wird es dunkler in Chemnitz!
Lulatsch, Karl-Marx-Kopf, Stadthalle verschwinden nach Sonnenuntergang in der Finsternis. Denkmäler und öffentliche Gebäude dürfen nicht mehr angeleuchtet werden, Schaufenster und Leuchtreklamen erlöschen spätestens 22 Uhr - das verlangt die bundesweite Verordnung zur Sicherung der Energieversorgung.
Das am weitesten sichtbare Zeichen, das der Sparpflicht zum Opfer fällt, ist der 302 Meter hohe, bunt beleuchtete Schornstein des Energieversorgers eins, dessen LED-Lämpchen nun aus bleiben.
"Neben der Illuminierung des Wahrzeichens werden auch alle beleuchteten Werbeanlagen wie die Schriftzüge am eins-Haus, am Trinkwasserspeicher und am Batteriespeicher ausgeschaltet bleiben", teilte das Unternehmen mit.
Stadtsprecher: "Verkehrssicherungspflicht darf nicht beeinträchtigt werden"
Stadtsprecher Matthias Nowak (53) zählt eine Vielzahl an öffentlichen Gebäuden und Wahrzeichen auf, an denen das Licht ausgeknipst werden soll. Immer unter der Voraussetzung, "dass die Verkehrssicherungspflicht dadurch nicht beeinträchtigt wird". Dazu zählen etwa Opern- und Schauspielhaus, Roter Turm, Tietz, Nischel und der Fotopunkt "ILoveC".
"Aufgrund der volatilen Preissituation ist es derzeit schwer möglich, ein mögliches Einsparvolumen zu beziffern", so Nowak. "Wie alle geht die Verwaltung aber von sehr deutlich steigenden Kosten in den kommenden Jahren aus."
Geschäfte und Einkaufscenter dürfen nur noch bis 22 Uhr mit Leuchtreklame werben, danach soll auch die Beleuchtung in Schaufenstern erlöschen.
Auch Chemnitzer Uni knipst das Licht aus
Ins Dunkel tauchen auch denkmalgeschützte Häuser wie die prägnante Fassade der Deutschen Bank am Falkeplatz. Anja Spaude von der GW-Immobiliengruppe: "Wir setzen die Vorgabe selbstverständlich um, einerseits, um einen Beitrag zum Energiesparen zu leisten, andererseits, um die Kosten für unsere Mieter zu begrenzen."
Betroffen sind auch Kirchtürme, die nur noch tagsüber weithin sichtbar sein werden. Matthias Oelke von der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche: "Wo die Gemeinden in der Verantwortung für die Beleuchtung sind, werden sie diese abschalten."
Mario Steinebach (57), Sprecher der TU Chemnitz, erklärt, dass jegliche dekorative Beleuchtungen abgeschaltet werden. Sogar der Schriftzug "Technische Universität" am Hauptgebäude der Straße der Nationen.
Darüber hinaus würden Betriebszeiten selbstleuchtender Flächen und lichtausstrahlender Werbeanlagen reduziert, beispielsweise die LED-Wand am Hörsaalgebäude.
Titelfoto: dpa/Hendrik Schmidt, Sven Gleisberg, Ralph Kunz