Großeinsatz auf Chemnitzer Kaßberg: Chemie-Messie lagerte Explosives in Blumentöpfen
Chemnitz - Anwohner auf dem Kaßberg in Chemnitz erlebten ihre zweite Explosionsnacht. Feuerwehr und Polizei hatten in der "Chemikalien-Wohnung" in der Andréstraße erneut jede Menge explosive Stoffe gefunden, die in der Dunkelheit im Garten des Mehrfamilienhauses gesprengt wurden. Zuvor wurden 32 Bewohner aus drei Häusern evakuiert.
Dabei wurde das Ausmaß der Sammelwut des Mitte November verstorbenen Mieters (†70) deutlich. Er hatte querbeet Sprengstoffe und andere Chemikalien gehortet. Darunter das bekannte TNT, fünf Kilo Strontiumnitrat und ein Kilo Nitroguanidin.
Polizeisprecher Andrzej Rydzik (38) sagte, dass der verstorbene Ingenieur mit Chemiestudium mit den Stoffen umgehen konnte. Die Vielzahl in der verwahrlosten Wohnung deute auf einen Messie hin. Einen Chemie-Messie.
Nach der ersten Räumung und Sprengung vor vier Wochen hatten Einsatzkräfte von LKA und Feuerwehr bei der "finalen Beräumung" erneut Chemikalien gefunden, "teilweise in perfiden Verstecken wie einem verblendeten und vernagelten Schrank oder in Blumentöpfen", so Andrzej Rydzik.
"Eine Wohnung, in der derart viele Chemikalien gelagert und versteckt wurden, war auch für die Polizei und alle Einsatzkräfte eine Herausforderung. Wir haben nunmehr die Gewissheit, dass die Sicherheit im Haus hergestellt ist."
Den Großeinsatz der Polizei in der Wohnung nannte Chemieexperte Horst Borrmann (65, TU Dresden) richtig. Die Art und Weise weniger: "Wenn ich einen Stoff als nicht transportfähig einstufe, ist das Tragen in den Garten gefährlich."
Gleich zweimal evakuiert wurde Anwohner Joachim Kletzsch (88). Er ahnt: "Der verstorbene Nachbar hätte uns alle wegsprengen können."
Titelfoto: Bildmontage: Haertelpress