Gratis-Schulessen für Chemnitz - ist das überhaupt finanzierbar?

Chemnitz - Ein kostenloses Mittagessen für jedes Schulkind fordert die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) auch für Chemnitz.

Tosten Weiße-Köhler (50) vom Monk-Catering in Chemnitz ist für kostenloses Schulessen.  © Sven Gleisberg

"Höchste Zeit, dass kostenloses Schulessen als Selbstverständlichkeit betrachtet wird. Ein gesundes Mittagessen darf nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängen", sagt NGG-Vertreterin Susanne Uhl (58).

Die Gewerkschaft sieht darin nicht nur eine soziale, sondern auch eine gesundheitspolitische Maßnahme. Die SPD-Bundestagsfraktion unterstützt die Idee.

"Kostenfreie Schulverpflegung gleicht soziale Unterschiede aus und schützt Kinder vor Stigmatisierung", erklärt der stellvertretende Fraktionsvize Dirk Wiese (41). Detlef Müller (60, SPD) hält sie zudem für eine finanzielle Entlastung für Familien. "In Chemnitz kostet ein Schulessen im Schnitt 5,30 Euro pro Tag, das ist für viele eine echte Belastung."

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Torsten Weiße-Köhler (50) von Monk Catering befürwortet das Konzept ebenfalls. "Wir erleben es immer wieder: Manche Kinder haben kein Essen dabei oder teilen sich ihr Essen mit anderen. In einem Land wie Deutschland darf das nicht sein", sagt er.

Auch wirtschaftlich sieht er Vorteile: "Steigende Nachfrage würde für Caterer Planungssicherheit bringen und regionale Anbieter stärken."

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Detlef Müller (60, SPD) setzt sich für kostenloses Schulessen in Chemnitz im Bundestag ein.  © Uwe Meinhold
In Chemnitz kostet ein Schulessen fast sechs Euro.  © imago/phototek

Offen bleibt die Frage der Finanzierung

Viele Kinder sitzen mit leeren Mägen im Unterricht.  © IMAGO/Funke Foto Services

FDP-Kandidatin Norma Grube (41) lehnt den Vorschlag hingegen ab: "Kostenfreies Essen ist nicht finanzierbar. Allein für Sachsen wären das 600 Millionen Euro im Jahr." Sie schlägt stattdessen vor, die Mehrwertsteuer auf Schulessen auf null Prozent zu senken und es auf maximal 1,50 Euro pro Mahlzeit zu subventionieren.

Der Verband Deutscher Schul- und Kitacaterer (VDSKC) spricht sich für eine bundesweit einheitliche Lösung aus. "In Chemnitz zahlen Familien sechs Euro für ein Essen, in Berlin ist es kostenlos. Das ist ungerecht", so Okan Saiti (50), Vorsitzender des VDSKC.

Offen bleibt die Frage der Finanzierung. Die NGG schlägt eine höhere Reichensteuer vor, die SPD setzt auf eine hälftige Finanzierung durch Bund und Länder. Die FDP plädiert für eine Umverteilung innerhalb bestehender Budgets.

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