Chemnitz - Wehe dem, der in Chemnitz einen neuen Führerschein braucht! Weil Personal fehlt, ist das Dokument aktuell nahezu unerreichbar.

"Hier werden ganze Personengruppen ausgeschlossen. Wer berufstätig oder schulpflichtig ist, hat kaum Chancen, einen Antrag zu stellen", schimpft Silke Brewig-Lange (50), die "Begleitetes Fahren ab 17" für ihre Tochter Bea (16) beantragen möchte.

Im städtischen Terminportal gibt es bis Ende Januar keine freien Termine für die Führerscheinstelle. Als Gründe nennt eine Stadtsprecherin "aktuell erhöhte Nachfrage bei gleichzeitigen personellen Engpässen".

Für Andrang sorgt die Umtauschpflicht für Papierführerscheine für 1971 oder später Geborene bis zum 19. Januar 2025. "Von solchen großen Problemen hören wir nur aus Chemnitz. Von anderen sächsischen Städten ist das nicht bekannt", weiß Peter Losleben (63) vom Landesverband Sächsischer Fahrlehrer.

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Für Fahrschüler verzögert sich im Zweifel sogar die Ausbildung. "Ohne den Antrag bekommen wir bei der Fahrschule keinen Vertrag und der Unterricht kann nicht starten", schildert Silke Brewig-Lange.

Wer die Behörde spontan aufsucht, braucht tagsüber Zeit und schnelle Beine. Der Ticketautomat im 2. Stock des Bürgerhauses am Wall gibt montags, dienstags, donnerstags und freitags 8 Uhr nach Auskunft der Stadt zehn Tickets frei.

In der Realität sind diese offenbar noch knapper: "Eine Mitarbeiterin hier sagte mir, dass es früh nur fünf Wartetickets gibt. Jetzt bin ich schon zum zweiten Mal umsonst hier, obwohl ich 8 Uhr da war. Das ist doch kein Zustand", ärgert sich am gestrigen Dienstag eine Chemnitzerin (53), die ihren Führerschein umtauschen muss.

Auf weitere Wartetickets (offiziell 15) haben Bürger dienstags und donnerstags 13 Uhr Chancen. Ausnahmen gibt es für "besonders wichtige Angelegenheiten, insbesondere für Berufskraftfahrer".

Zwischen 2019 und Ende 2023 tauschten laut Stadt rund 21.000 Chemnitzer ihre Fahrerlaubnis um. Wie viele den Pflichtumtausch noch vor sich haben, "kann aufgrund von Zu- und Wegzügen nicht benannt werden", teilt das Rathaus auf TAG24-Nachfrage mit.

Gegenwärtig sind in der Behörde zwei Mitarbeiter fest für die Antragsannahme zuständig. Sie werden tageweise von zwei Sachbearbeitern aus anderen Bereichen unterstützt. Hinzu kommt eine Neueinstellung seit Oktober.

Erstanträge nehmen laut Stadt auch die Servicestellen der Ortschaften ohne Termin entgegen. "Es wird davon ausgegangen, dass sich die Situation entspannen wird, sobald zusätzliche Kräfte eingearbeitet sind", heißt es aus dem Rathaus.

Zur Digitalisierung gibt es keinen Plan: "Eine Onlineantragstellung ist derzeit nicht vorgesehen."