Chemnitz - Die Chemnitzer Produktionsschule in Kappel steht vor dem Aus. Der Einrichtung für jugendliche Schulabbrecher oder Schulverweigerer wurden von der Sächsischen Aufbaubank sämtliche Fördergelder gestrichen. Für 24 Schüler und fünf Mitarbeiter wäre zum Jahresende Schluss.
Schon vor einem Monat flatterte Leiter Robert Hedelt (41) die Ablehnung auf den Tisch. "Wir hatten damit nicht gerechnet, weil wir regelmäßig unser Konzept mit der Förderbank weiterentwickelt haben."
Die Produktionsschule habe innerhalb der Bewertungskriterien die erforderliche Punktzahl erreicht. Doch eine andere Produktionsschule außerhalb von Chemnitz habe den Vorzug erhalten. Die SAB wollte sich auf TAG24-Anfrage mit Verweis auf das Bankgeheimnis nicht zum Vorgehen äußern.
Die Produktionsschule in der Straße Usti nad Labem ist seit 14 Jahren mit ihrem Modell von Arbeit sowie schulischem und sozialem Lernen aktiv.
"Wir sind eine fiktive Firma mit echten Auftraggebern, in der Jugendliche in den Berufs- und teilweise auch in den Schulalltag wieder eingeführt werden", erklärt Sozialpädagogin Alexa Stephan (32).
"Einige können auch ihren Hauptschulabschluss nachholen. Die Jugendlichen bekommen 8,60 Euro pro Tag Aufwandsentschädigung plus eine leistungsbezogene Prämie. Sie wissen, bei uns machen sie etwas Sinnvolles."
Scharfe Kritik von den Linken
Für das nächste Jahr hätte die Produktionsschule etwa eine halbe Million Euro gebraucht. Die SAB sollte 90 Prozent davon zuschießen, das städtische Jugendamt 10 Prozent.
Die Jugendlichen sind schockiert und haben große Zukunftsängste: "Ich bin noch nie so gut klargekommen in einer Schule wie hier. Ich habe mich hier direkt wohlgefühlt", sagt Schülerin T. (16).
Die Linken haben das Vorgehen der SAB inzwischen scharf kritisiert: "Wir brauchen die Produktionsschule in Chemnitz", sagt Stadträtin Sandra Zabel (52). Die Angebote für betroffene Jugendliche seien ohnehin dünn gesät.