Finanzloch in Chemnitz: Hundehalter sollen bald mehr zahlen
Chemnitz - Auch Hundebesitzer sollen ihren Beitrag zum Stopfen des Chemnitzer Haushaltslochs leisten. Das Rathaus plant im Rahmen der umstrittenen Maßnahmenliste, die Hundesteuer ab nächstem Jahr um etwa zehn Prozent anzuheben.

Die Details: Ein Hund soll dann 110 Euro pro Jahr kosten (bisher 100 Euro). Wer zwei Hunde hält, ist pro Tier mit 145 Euro (bisher 135 Euro) dabei.
Bei gefährlichen Hunden geht es von 750 Euro rauf auf 825 Euro. Insgesamt will das Rathaus dann jährlich 100.000 Euro mehr von den Hundebesitzern kassieren.
Doch was bekommen "Herrchen und Frauchen" eigentlich dafür? "Die Einnahmen an Hundesteuer fließen wie alle Steuern in den Gesamthaushalt der Stadt ein. Sie werden nicht zweckgebunden, sondern zur Deckung sämtlicher Ausgaben verwendet", schreibt eine Rathaus-Sprecherin auf TAG24-Anfrage. Jahr für Jahr nimmt die Stadt dadurch mehr als eine Million Euro ein.
Wenn das Maßnahmenpaket am morgigen Mittwoch im Stadtrat zum Beschluss steht, will die AfD per Änderungsantrag die Steuer für einen Hund bei 100 Euro einfrieren.

1200 Chemnitzer zahlen Steuer nicht, deutlich mehr ausgesetzte Hunde

In Chemnitz stehen rund 10.000 Mahnverfahren wegen nicht gezahlter Hundesteuer aus, doch eines stellt die Stadt klar: "Eine Einziehung von Hunden aufgrund ausstehender Steuerzahlungen erfolgt nicht, da dies aus rechtlichen Gründen nicht möglich ist", teilt die Stadtverwaltung auf TAG24-Anfrage mit. Aktuell stehen 1200 Hundehalter mit fast 220.000 Euro im Rückstand.
Aber was passiert dann? Wer nicht zahlt, bekommt Mahnungen, und wenn das nicht hilft, wird vollstreckt mit Pfändungen oder Sachbeschlagnahmungen. Doch eben nicht beim Hund.
Allerdings gibt es eine andere Realität, die der Chemnitzer Tierschutzverein kennt: "Natürlich nimmt das Veterinäramt Hunde weg, aber nicht wegen nicht gezahlter Steuer, sondern weil sie vernachlässigt oder falsch gehalten werden", erklärt Anne Schilling (37), Tierärztin und Leiterin des Tierheims.
Das Problem sei, dass viele Menschen sich einen Hund anschaffen, ohne sich über Kosten und Verantwortung Gedanken zu machen. "Viele geben ihre Hunde ab, weil sie sich die Haltung nicht mehr leisten können - nicht wegen der Steuer, sondern wegen Tierarztkosten, Futter, allem Drum und Dran."
Dramatische Zahlen: Immer mehr Hunde werden in Chemnitz ausgesetzt

Die Zahl der ausgesetzten Hunde ist in den letzten Jahren drastisch gestiegen. "Vor zwei Jahren hatten wir zwei oder drei ausgesetzte Hunde. Letztes Jahr waren es 26", so Schilling.
Anne Schilling fordert von der Stadt ein Umdenken in Sachen Hundesteuer. "Statt nur abzukassieren, sollte man Anreize schaffen: Wer eine Begleithundeprüfung macht oder einen Hund aus dem Tierschutz nimmt, sollte weniger zahlen. Und auffällige Hunde könnte man stattdessen höher besteuern."
Wer sich für einen Hund interessiert, kann das Chemnitzer Tierheim besuchen: Am 21. Juni gibt es zum 35-jährigen Jubiläum einen Tag der offenen Tür.
Diese Hunde landeten im Chemnitzer Tierheim

Gerry (7, Mischling)
Wer im Chemnitzer Tierheim landet, hat oft eine bewegte Vergangenheit. So auch Mischling Gerry (7). Ursprünglich wurde er als Pensionshund ins Tierheim gebracht.
Gerry ist ein aufgeweckter, intelligenter Hund, der schnell lernt und sich sehr an seine Bezugsperson bindet.
"Er braucht endlich ein festes Zuhause, am besten jemanden, der ihn versteht und ihm Stabilität gibt", so Tierpflegerin Laura Rößner (25).
Bruno (4, Harzer Fuchs)
Bruno ist ein klassischer Fall von "schön, aber anspruchsvoll". Der langhaarige Hütehund sieht beeindruckend aus - und genau das wurde ihm zum Verhängnis.
"Viele Menschen holen sich solche Rassen wegen ihres Aussehens, aber sie unterschätzen, wie viel Beschäftigung sie brauchen", so Anne Schilling.

Bruno hatte mehrere Vorbesitzer und wurde nach Beißvorfällen vom Amt eingezogen. Der ideale Besitzer für Bruno ist jemand mit Erfahrung im Umgang mit Hütehunden. Ohne klare Regeln kann er schnell überfordert sein.
Titelfoto: Bildmontage: IMAGO/Steinach, Maik Börner