Erst passiert nichts, dann geht es schnell: Denkmalgeschützte Bänke in Chemnitz plötzlich ganz

Chemnitz - Es klingt wie ein schlechter Scherz: Am Richard-Hartmann-Platz in Chemnitz standen jahrelang die Überreste von alten Sitzbänken - graue Steinstehlen ohne Funktion, überwuchert von Pflanzen und direkt davor ein Bushäuschen mit gerade mal zwei Sitzplätzen. Doch was viele nicht wussten: Diese "Bänke" sind denkmalgeschützt!

Volontärin Lena Plischke sitzt überrascht auf den neuen Sitzbänken am Richard-Hartmann-Platz.
Volontärin Lena Plischke sitzt überrascht auf den neuen Sitzbänken am Richard-Hartmann-Platz.  © Maik Börner

Ja, richtig gelesen. Die verräucherten Banküberreste stehen unter Denkmalschutz. Aber die Geschichte wird noch kurioser: Kaum hatte TAG24 bei der Stadt nachgehakt, wie es um die ungenutzten Banküberreste bestellt ist, standen sie paar Wochen wieder da - frisch, stabil und einladend, als wäre nie etwas gewesen.

Die Erklärung der Stadt? Das gesamte Gebiet um die Bushaltestelle gehört zum Denkmalschutzgebiet Kaßberg. "Sowohl die Instandsetzung als auch die Bereitung der Sitzbankanlage sind genehmigungspflichtig", hieß es.

Offenbar war dieses Denkmal den Behörden bis zur Presseanfrage irgendwie entgangen. Aber die Stadt blieb vorsichtig und verwies darauf, dass die Bänke im Zuge der Neugestaltung der Hartmannstraße vielleicht ein Comeback erleben könnten - dies erfolgte nun vorzeitig.

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Noch verrückter: Thomas Morgenstern (70), ehemaliger Leiter der Chemnitzer Denkmalschutzbehörde, lässt durchblicken, dass diese Bänke eigentlich gar nicht zur historischen Anlage gehören. "Die Sitzbänke kamen erst in den 50er- oder 60er-Jahren dazu", so der ehemalige Denkmalschützer.

Hinter dem Busunterstand befinden sich Betonkonstruktionen für Sitzbänke. Die Sitzflächen waren bis vor Kurzem nicht mehr vorhanden.
Hinter dem Busunterstand befinden sich Betonkonstruktionen für Sitzbänke. Die Sitzflächen waren bis vor Kurzem nicht mehr vorhanden.  © Kristin Schmidt

Chemnitzer Kraftwerk-Chef freut sich über die neuen Bänke

Kraftwerk-Chef Holm Krieger (49) freut sich über die neuen Sitzgelegenheiten.
Kraftwerk-Chef Holm Krieger (49) freut sich über die neuen Sitzgelegenheiten.  © Kristin Schmidt

Dennoch seien sie jetzt in der geschützten Zone, weshalb der Denkmalschutz hier zustimmen müsse, egal ob sie wiederaufgebaut oder entfernt würden.

Die Rückkehr der Bänke freut vor allem den Verein Kraftwerk. "Wir haben viele Leute, die auf die Anbindung angewiesen sind. Es ist wichtig, dass es hier ausreichend Sitzgelegenheiten gibt", so Vereinsvorsitzender Holm Krieger.

Ob die Bänke dauerhaft bleiben oder erneut verschwinden, liegt jetzt in den Händen des Denkmalschutzes - aber eines steht fest: Die Sitzplätze sind zurück, zumindest vorerst.

Titelfoto: Bildmontage: Maik Börner, Kristin Schmidt

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