Diese Karte zeigt: Hier ist es in Chemnitz am gefährlichsten
Chemnitz - Raue Sitten im Chemnitzer Zentrum: Dort passierten im Vorjahr 603 Körperverletzungen und andere Rohheitsdelikte - fast ein Viertel aller solchen Fälle der ganzen Stadt.
Wie das Chemnitzer FOG-Institut knallhart aufschlüsselte, zählte die Polizei im Zentrum 603 Rohheitsdelikte. Auf den nächsten Plätzen folgen Sonnenberg (381), Kappel (142) und Kaßberg (122). Die wenigsten Schlägereien gab es in Erfenschlag (0), Rottluff (3) und Euba (4).
Das Zentrum liegt in Chemnitz bei nahezu allen Straftaten vorne. Kein Wunder, hier tummeln sich die meisten Menschen auf der Straße. Darunter auch Sexualstraftäter: 92 Fälle im Jahr 2022 reichen für Platz 1, gefolgt von Sonnenberg (50) und Kappel/Kaßberg (je 27). Null Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung gab es nur in Erfenschlag und Rottluff.
Bei schweren Diebstählen liegt erneut das Zentrum vorn (329), dahinter Sonnenberg (306) und Kaßberg (276). Nur bei den Straftaten pro 1000 Einwohner ist das Zentrum (286) mal nicht Spitzenreiter, sondern Ebersdorf (287). Sicherster Stadtteil im Verhältnis zur Einwohnerzahl ist Kleinolbersdorf-Altenhain (11).
CDU-Sicherheitsexperte Michael Specht (37) nimmt das Zahlenwerk nicht auf die leichte Schulter: "Sehr bedenklich ist, dass die Kriminalität in den meisten Ortsteilen sinkt, aber im Zentrum zunimmt. Darum müssen Polizei und Stadt im Zentrum konsequent handeln, um Straftaten einzudämmen und die Sicherheit zu erhöhen."
Bundeskriminalamt: Chemnitz ist eine der sichersten Großstädte Deutschlands
Überraschung: Viele Menschen schimpfen über die gefährliche Innenstadt von Chemnitz. Nicht so das Bundeskriminalamt. Die Experten küren Chemnitz als zehntsicherste Großstadt Deutschlands.
Hier gab es im Vorjahr 8261 Straftaten pro 100.000 Einwohner. Damit ist Chemnitz Nummer eins im Osten. Sicherste Großstadt überhaupt bleibt München (5824 Straftaten/100.000 Einwohner).
Gefährlichste Metropole ist Frankfurt (14.363) vor Berlin und Hannover.
Gefühlte Verbrechen
Kommentar von Bernd Rippert
Sicherheit ist nicht nur eine Frage der Zahlen, sondern des Gefühls. Gefühlt überlebt man einen nächtlichen Spaziergang durch das Chemnitzer Zentrum eher nicht. Zahlen der Polizei sprechen eine andere Sprache.
Die Zahlen: Im Vorjahr registrierte die Polizei im Zentrum 4297 Straftaten aller Art. Das macht 11,8 Delikte pro Tag. Klingt nach viel, ist es aber angesichts der Bevölkerungsdichte samt Besuchern nicht. Dazu kommen die turbulenten Umsteigepunkte Zenti, Haupt- und Busbahnhof. Nicht zu vergessen: Das Wort "Straftaten" umfasst alles - vom internen Familienstreit über Graffiti und Ladendiebstahl bis zum Schwarzfahren.
Mord und Totschlag erlebt das Zentrum selten. 2022 lag die Zahl bei null. Bei Schlägereien und Rohheitsdelikten sind es knapp 1,7 Fälle pro Tag. Angezeigte Sexualstraftaten inklusive der neu eingeführten sexuellen Belästigung passieren im Chemnitzer Zentrum alle vier Tage einmal.
Besonders Frauen beklagen ein unsicheres Zentrum in der Dunkelheit. Den Stadthallenpark meiden viele, ebenso die kleinen Seitenstraßen. Eine Aufgabe für Polizei, Stadt und Politiker, dass sich die Chemnitzer wieder sicherer fühlen.
Titelfoto: Kristin Schmidt, Grafik: TAG24