Das hätte böse enden können: Mauer in Chemnitz eingestürzt!
Chemnitz - Die Mauer ist weg: In der Zwickauer Straße im Chemnitzer Ortsteil Siegmar stürzte eine rund drei Meter hohe Backstein-Begrenzung zwischen zwei Grundstücken unerwartet ein und begrub zum Glück nur einen Rasenmäher unter sich. Auf dem betroffenen Grundstück lebt auch ein kleines Kind.
Am Donnerstagmorgen, um 9 Uhr, bekam Sandy Puschmann (50), Chef der Poststelle gegenüber, einen Mordsschreck: "Es gab einen großen Knall, dann stieg eine Qualmwolke auf. Zum Glück stand der Tesla nicht da, der sonst neben der Mauer parkt."
Die Mauer gehört zu einem baufälligen Haus zwischen Lidl und Edeka Simmel. "Das war eine Mischung aus Schuppenrückwand und Trennmauer", weiß Michael Sandt (61), Koordinator der Bürgerplattform West.
Mit einem Schlag lag die Mauer in der Einfahrt des bewohnten Nachbargrundstücks.
Bauaufsicht sieht sich nicht zuständig
Michael Sandt ist entsetzt: "Viele Häuser an der Zwickauer Straße sind in einem beklagenswerten Zustand. Eine Schande für Chemnitz - die im Ernstfall auch mal gefährlich werden kann."
Der Chef der Bürgerplattform auch für Siegmar wünscht sich von der Stadt mehr Druck auf die Eigentümer alter Häuser, "damit so etwas nicht öfter geschieht". TAG24 konnte die Eigentümer beider Häuser nicht sprechen - und wurde von Anliegern der Grundstücke verwiesen.
Die städtische Bauaufsicht erfuhr erst durch TAG24 von dem Unglück. Die Behörde erklärte sich aber für nicht zuständig, da die Mauer auf privatem Grund einstürzte und "keine Gefährdung des öffentlichen Verkehrsraums besteht".
Nicht mehr im Fokus
Kommentar von Bernd Rippert
Die Wiederholung der Ereignisse schockiert. Erst stürzte an der Mosel ein altes Hotel ein und tötete zwei Menschen. Tags darauf kippt in Chemnitz eine baufällige Mauer um. Nur durch pures Glück stand niemand unter den tonnenschweren Backsteinen.
Für Kenner insbesondere der Zwickauer Straße ist der Mauerfall von Siegmar keine Überraschung. An dieser Magistrale zwischen Kappler Drehe und Trabant-Passage stehen Dutzende Gebäude leer. Viele davon sind in einem erbärmlichen Zustand, einige drohen einzustürzen oder sind es bereits zum Teil.
Darauf machen aufmerksame Bürger schon lange aufmerksam. Doch beim Heranziehen von nachlässigen Eigentümern sind die Behörden in Chemnitz nicht sehr aktiv. Auch das künftige Sanierungsgebiet Zwickauer Straße endet an der Bahnstraße. Alles, was bis Reichenbrand folgt, steht schon gar nicht mehr im Fokus.
Also auch das Haus mit der umgestürzten Mauer. Die Stadt sollte den leerstehenden Gebäuden auch in anderen Ortsteilen dringend mehr Aufmerksamkeit schenken. Sonst nimmt das auch hier einmal ein böses Ende.
Titelfoto: privat