Das Geheimnis der Chemnitzer Stadtteil-Berge
Chemnitz - Wirklich gebirgig ist die Stadt Chemnitz nicht. Und doch führen eine Reihe von Stadtteilen die Endung -berg im Namen. Bloß: Fast kein Name der Chemnitzer Stadtteil-Berge ist eindeutig geklärt. Und ein Ortsteil hat mit seinem Namensgeber eher nur die Buchstaben gemein.

Kapellenberg (334 Meter Maximalhöhe):
"Er ist zwar nach einer Kapelle benannt. Wir wissen aber nicht, welche es war, diese wurden früher zum Beispiel auch an Unglücksstätten errichtet. Die Nikolaikirche ist es aber eher nicht", sagt Karin Meisel (60) vom "Verein der Gästeführer". Dichter bebaut wurde der Kapellenberg übrigens erst, als den Chemnitzer Superreichen wie Strumpfkönig Eugen Esche (1845-1902) der Kaßberg zu schäbig wurde.
Kaßberg (333 Meter):
"Dieser wurde im Zuge der Industrialisierung ab 1850 wesentlich stärker besiedelt. Der Name bestand aber schon vor der Stadtgründung und könnte mit Katzen - 'Katzberg' - zusammenhängen. Es könnte aber auch eine militärische Bezeichnung gewesen sein", so Stadtführerin Meisel.



Sonnenberg (346 Meter):
Heißt er so, weil er im Osten der Stadt liegt und hier die Sonne aufgeht?
"Das ist eine Möglichkeit. Ich bin mir aber zu 99 Prozent sicher, dass er sich auf den 1761 gegründeten Gasthof 'Zur goldenen Sonne' bezieht", sagt Jürgen Eichorn (74) von der "Ag Sonnenberg-Geschichte".
Der Gasthof ist wohl Namensgeber der sich anschließenden Sonnenstraße und seit 1843 des Sonnenbergs.


Schlossberg (etwa 315 Meter am Museum):
Sein Name hat sich immerhin nachweisbar gewandelt. "Abt Caspar von Meckau sprach im Dezember 1466 von 'unserm kloster am Rotenberge'. Damit bezieht er sich wahrscheinlich auf den Untergrund aus rotem Porphyrtuff", so Andrea Kramarczyk vom Schlossbergmuseum. Im Zuge der Reformation im 16. Jahrhundert wandelte sich das Kloster in ein Schloss - und der Name vom Rotenberg zum Schlossberg.
Adelsberg (508 Meter):
Der Stadtteil ist eigentlich falsch zugeordnet, denn der Hügel samt höchstem Punkt (Adelsbergturm) liegt größtenteils in Kleinolbersdorf-Altenhain. Und nur in grauer Vorzeit gab es auf dem Adelsberg eine Siedlung. "Sie wurde benannt nach einer Person mit einem Rufnamen, dessen Erstglied Adal lautete, vielleicht Adalwald, Adalwolf ... Den Namen des vor 1500 aufgegebenen Dorfes führt der Berg bis heute fort", weiß Namensforscher Prof. Dr. Karlheinz Hengst (87, Uni Leipzig).




Mit Ausnahme des am Rande gelegenen Adelsbergs sind die Chemnitzer Stadtteil-Berge aber nur Hügel. Der Markt im Zentrum ist ihnen mit 297 Metern über Normalnull dicht auf den Fersen. Und der Stadtgebiet-Gipfel liegt ohnehin im südlichsten Süden: die Klaffenbacher Höhe (523 Meter).
Titelfoto: Uwe Meinhold