Ekelhafter Internet-Trend: Chemnitzerin wehrt sich gegen "Pflege-Influencer"
Chemnitz - Eine neue Ekel-Welle überrollt das Internet: Pflegerinnen und Pfleger stellen Bilder und Videos von wehrlosen Patienten ins Netz. Sie machen als "Pflege-Influencer" damit Geld.
Die Chemnitzer TU-Mitarbeiterin, Pflegeexpertin und Buchautorin ("Der Pflege-Tsunami") Monja Schünemann (52) kämpft gegen diesen Trend und wird im Netz von Hass überrollt.
Vor Jahren zeigten Pfleger noch harmlose Selfies. "Danach kamen Bilder mit Patienten", weiß Schünemann.
Inzwischen gibt es alles: Babys vor der Kamera - ohne Einverständnis der Eltern -, Filme aus Seniorenheimen, in denen sich Pfleger lustig machen über Patienten, demente Senioren, die mutmaßlich nicht wissen, was mit den Bildern passiert.
Noch krasser: Pfleger zeigen Hände Verstorbener oder filmen heimlich im OP. "Man hört den Arzt und sieht die Patientendaten."
TAG24 liegen zahlreiche Beispiele entwürdigender Fotos von Babys und Senioren vor, die wir aus rechtlichen Gründen nicht zeigen dürfen.
Pflegeexpertin aus Chemnitz warnt: "Es kann jeden treffen"
Die Betroffenen bekämen das alles nicht mit. Monja Schünemann warnt: "Es kann jeden treffen, bei TikTok oder Instagram hemmungslos zu Werbezwecken missbraucht zu werden."
Die Chemnitzerin hat drei Influencer wegen Patientenmissbrauchs angezeigt und bei der Bundespflegebeauftragten Claudia Moll (54, SPD) vorgesprochen. Dafür erntet sie Widerstand aus der Szene, Hass und sogar Morddrohungen.
Pfleger Andi R. ätzte bei Facebook: "Unmenschliche Bedingungen fördern unmenschliches Verhalten." Immerhin will eine Pflegevereinigung aus Bayern jetzt Regeln für das Internet aufstellen.
Schockiert ist der Chemnitzer Stadtrat Andreas Wolf-Kather (47, Vosi): "Die Privatsphäre eines jeden Menschen ist zu achten. Das auszunutzen für das eigene Internetprofil, ist schockierend!"
Titelfoto: Montage: 123RF/savconstantine, 123RF/sementsovalesia