Chemnitzer sauer! Stadt reißt historische Gaslaternen weg
Chemnitz - "Man nimmt uns ein Stück Heimat und unsere Geborgenheit vor der Nase weg!", schimpft Anwohnerin Birgit Fenner (49) aus Chemnitz. An der Deulich- und der Josephinenstraße werden derzeit klammheimlich die historischen Gaslaternen entsorgt. Und das, obwohl sie erst 2011 unter Denkmalschutz gestellt wurden. Zu dem Zeitpunkt gab es noch 423 Gaslaternen, seitdem sind schon 103 Lampen verschwunden.
Bis 2026 plant die Stadt Chemnitz zusammen mit der Inetz, einer Tochterfirma von Eins Energie, den Abriss von weiteren 121 Gasleuchten.
"Dabei werden 41 Stück durch moderne LED-Leuchten und 80 Stück als historische Kandelaber ersetzt", heißt es von Eins Energie.
Die Anwohner in Kappel und Schlosschemnitz sind schockiert und traurig, dass sie regelrecht vor vollendete Tatsachen gestellt und nicht in die Entscheidung mit einbezogen werden.
"Die Lampen prägen unser Wohnviertel und jetzt sollen diese Industriedenkmale großflächig entfernt werden. Mich macht das sehr traurig", sagt Anwohnerin Constanze Gerschler.
Die Gaslampen sind beliebt bei den Anwohnern und gehören zur Stadt. Viele wurden sogar hier gegossen.
Unternehmer Lars Fassmann: "Es wäre ganz einfach, die Lampen umzurüsten"
Eine Gasleuchte hat einen energetischen Anschlusswert von 1000 Watt und eine vergleichbare elektrische Leuchte von nur 30 Watt. Deshalb habe sich unter anderem das Verkehrsamt an den Freistaat gewandt, "um eine Ablösung der Gasbeleuchtung" vorzunehmen, heißt es von der Stadt auf Anfrage von TAG24.
Auch Unternehmer Lars Fassmann (46), der sich für historische Denkmäler in Chemnitz einsetzt, ist schockiert und sagt: "Man reißt die Industriekultur der Stadt weg und will aber Kulturhauptstadt werden. Es wäre ganz einfach, die Lampen umzurüsten."
Über die Zukunft der abgebauten Gaslampen äußerten sich Stadt und Eins Energie bis dato nicht.
Titelfoto: Schmidtfoto Chemnitz, Sven Gleisberg