Chemnitzer Polizei stoppt Protest gegen Rechtsextreme frühzeitig

Chemnitz - Da mussten sogar die Identitären schmunzeln: Der erste Protest von "Chemnitz nazifrei" gegen das neue Versammlungszentrum der Rechtsextremisten an der Edisonstraße blieb im Ortsteil Schönau stecken. Stadt und Polizei erlaubten am Freitagabend eine Demo nur vor der Stelzendorfer Straße in Chemnitz.

Die Gruppe "Chemnitz nazifrei" demonstrierte am Abend im Ortsteil Schönau gegen das neue Zentrum der Identitären.
Die Gruppe "Chemnitz nazifrei" demonstrierte am Abend im Ortsteil Schönau gegen das neue Zentrum der Identitären.  © Haertelpress

Rund 120 Demonstranten rückten bei minus ein Grad an mit Transparenten und Parolen. Die Polizei sicherte den Aufzug und die Identitären, lenkte den Verkehr stadtwärts über die Stelzendorfer Straße. Kein Protest in Hör- und Sichtweite.

Demo-Redner Manuel (19) war sauer: "Natürlich wären wir lieber näher dran. Aber wir kommen wieder." Manuel hatte zuvor gefordert, dass sich die gesamte Stadt den Rechten entgegenstellen müsse. "Wenn hier 2025 internationale Gäste kommen, sollten sie keine Übergriffe befürchten müssen."

Tim Detzner (44, Linke) warnte, die Rechten zu unterschätzen: "Wir dürfen kein faschistisches Zentrum dulden. Es wird weitere Aktionen geben."

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Anfang November kaufte eine Immobiliengesellschaft der Identitären Deutschland und Chemnitz das Eckhaus in der Edisonstraße. Die Gruppe richtet dort ein Versammlungs- und Schulungszentrum für ihre neurechte Bewegung ein.

Am heutigen Freitag soll der Auftakt sein mit einem Vortrag eines Mitarbeiters des rechten Compact Magazins.

In diesem Eckhaus an der Edisonstraße zog die rechtsextreme "Sachsengarde" ein.
In diesem Eckhaus an der Edisonstraße zog die rechtsextreme "Sachsengarde" ein.  © privat
In dem Eckhaus findet am heutigen Freitagabend ein Vortrag statt. An der Eingangstür wird darauf hingewiesen, dass nur angemeldete Besucher erwünscht sind.
In dem Eckhaus findet am heutigen Freitagabend ein Vortrag statt. An der Eingangstür wird darauf hingewiesen, dass nur angemeldete Besucher erwünscht sind.  © Bernd Rippert

Verfassungsschutz stuft die Identitären als rechtsextrem ein

Dagegen stellen sich "Chemnitz nazifrei" und andere Linke. "Wir empfinden es als unsere Verpflichtung, uns gegen den neuen Raum der Identitären in Chemnitz-Schönau zu engagieren", sagt Sprecherin Momo Simon.

"Solche Räume sind nicht nur wegen ihrer Wirkung nach außen als Veranstaltungsflächen, sondern auch nach innen zur Vernetzung und Vorbereitung von Aktionen relevant für die rechte Szene in Chemnitz, aber auch bundesweit".

Der Verfassungsschutz stuft die Bewegung als rechtsextrem ein. Die Identitären geben sich eher jung und hip. Sie verträten aber klassische rassistische und demokratiefeindliche Positionen.

Dagegen stellt sich der heutige Protest. Momo Simon: "Wir werden nicht aufhören, bis sie den Standort in Chemnitz aufgeben."

Erstmeldung: 8. Dezember, 11.45 Uhr, zuletzt aktualisiert: 19.03 Uhr

Titelfoto: Haertelpress

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