Chemnitzer Karl-Marx-Kopf ist nicht ganz dicht: Wie verrostet ist das Stahlgestell?

Chemnitz - Massiv und unumstößlich wirkt der Karl-Marx-Kopf auf seinem Sockel. Doch der Schein trügt. Das Monument ist hohl und nach 53 Jahren dringend sanierungsbedürftig.

Jenny Marx alias Gästeführerin Veronika Leonhardt (65) sorgt sich um den Marx-Kopf, weil Wasser aus den Fugen des Sockels herausläuft.
Jenny Marx alias Gästeführerin Veronika Leonhardt (65) sorgt sich um den Marx-Kopf, weil Wasser aus den Fugen des Sockels herausläuft.  © Sven Gleisberg

"Wie dringend die Restaurierung ist, war schon 2021 anlässlich des 50-jährigen Jubiläums ein Thema", weiß Gästeführerin Veronika Leonhardt (65), die als Jenny Marx regelmäßig Touristen zum Marx-Kopf führt, um ihnen seine Geschichte und die der Stadt näherzubringen.

"Das Landesamt für Denkmalpflege hat die Stadt Chemnitz seit Längerem auf die Notwendigkeit einer restauratorischen Untersuchung mit Schadensermittlung und gegebenenfalls einer Restaurierung des Monuments im Vorfeld des Kulturhauptstadtjahres hingewiesen", bestätigt Sabine Webersinke vom Landesamt für Denkmalpflege.

Chemnitz setzte andere Prioritäten: Es "wurde entschieden, dass die umfängliche Restaurierung nach dem Kulturhauptstadtjahr in Angriff genommen wird", teilt die Stadt auf Tag24-Anfrage mit.

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"Hintergrund war auch die Tatsache, dass das Areal eine der Hauptveranstaltungsflächen der Kulturhauptstadt sein wird. Es wäre nicht vertretbar gewesen, dass diese durch Arbeiten beeinträchtigt wird."

Im Inneren des Monumentes befindet sich ein stabilisierendes Stahlgerüst, das nach dieser Original-Zeichnung von einem Plauener Betrieb angefertigt wurde.
Im Inneren des Monumentes befindet sich ein stabilisierendes Stahlgerüst, das nach dieser Original-Zeichnung von einem Plauener Betrieb angefertigt wurde.  © Stadtarchiv Chemnitz: Bestand P 01 Planarchiv, Signatur 1505

Nischel wurde 1971 aus 95 Einzelteilen zusammengefügt

1971 wurde das Bronze-Monument in der Brückenstraße aufgebaut. Arbeiter der Germania schweißten die Einzelteile zusammen.
1971 wurde das Bronze-Monument in der Brückenstraße aufgebaut. Arbeiter der Germania schweißten die Einzelteile zusammen.  © dpa/Wolfgang Schmidt

Das 40 Tonnen schwere Bronzemonument wurde 1971 aus 95 Einzelteilen zusammengefügt, mit Bolzen verbunden und verschweißt.

"Die jetzt erkennbaren Schäden sind durch Alterung und Umwelteinflüsse entstanden, besonders an den Fugen zwischen den einzelnen Bronzeteilen, an unbewitterten Bereichen und dort, wo Laufwasser vorhanden ist", heißt es von der Landesdenkmalbehörde.

Ein ungelöstes Rätsel ist der Zustand im Inneren des Kopfes, in den seit 53 Jahren niemand mehr hineinschauen konnte. Dort befindet sich ein Stahlgestell, das für mehr Stabilität eingebaut wurde und dessen Überprüfung schon in den 1980er-Jahren angemahnt worden war, um die Auswirkungen von Kondenswasser auf die Konstruktion zu erkunden.

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Erkenntnisse dazu gibt es bisher nicht, "da eine Revisionsöffnung nicht gefunden wurde."

Gästeführerin Leonhardt sorgt sich um das Wahrzeichen: "Nicht auszudenken, wenn das Monument in sich zusammenfiele. Die Außenwirkung wäre ähnlich fatal wie bei der Dresdner Elbbrücke."

Spuren von grünen und rostrotem Wasser, das aus dem Denkmal tropft, sind vor allem an der Rückseite des Sockels zu finden.
Spuren von grünen und rostrotem Wasser, das aus dem Denkmal tropft, sind vor allem an der Rückseite des Sockels zu finden.  © Sven Gleisberg

Beliebteste Sehenswürdigkeit

Die Band Seeed nutzte den Nischel 2013 als Kulisse für ein Musikvideo.
Die Band Seeed nutzte den Nischel 2013 als Kulisse für ein Musikvideo.  © Sven Gleisberg

Das Karl-Marx-Monument in der Brückenstraße ist das beliebteste Fotomotiv der Stadt. "Touristen kommen nach Chemnitz und wollen den Nischel sehen", sagt Gästeführerin Veronika Leonhardt. "Er ist das wichtigste Denkmal, der Touristenmagnet Nummer eins." Und das mit Abstand beliebteste Souvenir:

Allein in der Tourist-Information der Stadt wurden in diesem Jahr bereits rund 1500 Marx-Artikel verkauft - in Form von Miniaturen, Bekleidung, Süßigkeiten, USB-Sticks, Tassen, Beuteln und anderem.

Titelfoto: Sven Gleisberg

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