Chemnitzer Eingemeindungs-Serie, Teil 2: Am Wasserschloss Klaffenbach bleibt alles im Fluss
Chemnitz - In der neuen TAG24-Serie beschäftigen sich Ortsvorsteher der Ex-Dörfer, die mittlerweile zu Chemnitz gehören, was ihnen die Eingemeindung gebracht hat. Weiter geht's im Teil 2 mit dem Stadtteil Klaffenbach.
In Klaffenbach gehört das Wasser nicht nur zum Namen - es bestimmt auch Wohl und Wehe des Ortes. Der Stolz auf das malerische Wasserschloss und die Furcht vor dem Hochwasser, das manchen schon mehrfach traf, verbindet die Klaffenbacher - und ihr (feucht)fröhliches Naturell.
Die vor 25 Jahren getroffene Entscheidung zur Eingemeindung hält Ortsvorsteher Andreas Stoppke (63) für unausweichlich: "Die Selbstständigkeit hätten wir nicht mehr finanzieren können." Klaffenbach hatte die Sanierung des Wasserschlosses nach der Wende mithilfe von Fördermitteln eigenständig gestemmt.
"Aber so ein Bauwerk kostet dauerhaft Geld. Auch die Abwasser-Anschlussgebühren waren ein Problem. Als Oberbürgermeister Peter Seifert (heute 80, SPD) auf der Bürgerversammlung versprach, dass die Stadt die Kosten für den Anschluss ans Abwassernetz übernimmt, ist die Stimmung in Richtung Eingemeindung gekippt", erinnert er sich.
Klaffenbacher Orts-Chef sorgt sich um Hochwasserschutz
Der Orts-Chef ist seit 2009 im Amt und noch länger im Gemeinderat aktiv. Während anderswo die Narren am 11.11. symbolisch die Macht übernehmen, sitzt in Klaffenbach der Ehrenpräsident des berühmtesten Chemnitzer Faschingsvereins jeden Montagnachmittag im Rathaus des Stadtteils. Denn Stoppke gehörte vor 36 Jahren zu den Gründungsmitgliedern des Würschnitztaler Faschingsvereins und sieht Eigenschaften der Narren durchaus in der DNA der Klaffenbacher verankert: "Klaffenbacher sind gesellig, freundlich, hilfsbereit."
Die 1997 im Eingemeindungsvertrag gemachten Zusagen, wie der Erhalt der Grundschule, ein neues Feuerwehrgerätehaus und eine Turnhalle, hat die Stadt gehalten. Die Klaffenbacher Grundschule gehört aktuell zu denen mit der modernsten technischen Ausstattung. WLAN, digitale Tafeln, Tablets für die Schüler - alles da. Was noch fehlt, ist die Außensanierung des Gebäudes.
Sorgen bereitet Stoppke nach wie vor der Hochwasserschutz: "Klaffenbach ist durch die jüngsten Baumaßnahmen an Ufer und Brücken zwar besser geschützt als früher, aber das Wasser fließt umso schneller Richtung Innenstadt. Das von der Landestalsperrenverwaltung abgelehnte Regenrückhaltebecken in Jahnsdorf hätte uns zumindest einige Stunden Vorwarnzeit vor einer möglichen Flutwelle gebracht."
Klaffenbach, ein Ort zum Feiern
Klaffenbach ist ein Ort zum Feiern. Ob Hochzeiten oder Schlagerpartys im Wasserschloss oder die legendären Faschingsfeiern des Würschnitztaler Carnevalclubs (WCC) im Krystallpalast: "Im Rekordjahr 2002 hatten wir 16 Veranstaltungen mit rund 6000 Besuchern", erinnert sich Andreas Stoppke.
Die Tradition des närrischen Treibens ist seit jeher mit dem des rund 130 Jahre alten Gast- und Kulturhauses Krystallpalast verbunden. Hier trainiert der Karnevalsverein, zehn weitere Vereine treffen sich in den Räumen. "Auch als Versammlungsort ist der Saal für uns wichtig", so der Orts-Chef, der hofft, dass die Stadt die Einmietung in das Haus weiterhin unterstützt.
Der Krystallpalast soll schließlich das Mekka für viele weitere Chemnitzer Narren-Generationen bleiben.
Hier gibt's die anderen Teile der TAG24-Serie zum Nachlesen
- Teil 1: In Euba staut sich die Wut!
- Teil 3: Erzgebirgs-Idylle in Kleinolbersdorf-Altenhain
- Teil 4: In Einsiedel herrscht wieder Ruhe
- Teil 5: Durchs Chemnitztal nach Wittgensdorf
- Teil 6: Grüna, das Dorf der Selbstbewussten
- Teil 7: Mittelbach: "Wir wurden von Anfang an verschaukelt"
- Teil 8: Röhrsdorf - Zwischen Bauernhof und Einkaufs-Tempel
Titelfoto: Uwe Meinhold, Kristin Schmidt