Chemnitzer Anwohner stemmen sich gegen Windrad-Pläne in Euba
Chemnitz - Drei Windrad-Giganten will das Dresdner Unternehmen VSB im Chemnitzer Ortsteil Euba bauen - und stößt damit vor Ort auf Ablehnung.
Die Flügel der 250 Meter hohen Kraftwerke würden bei einem Größenvergleich mit der bunten Esse bis in den zweithöchsten, violetten Ring reichen. Die Bürgerinitiative "Gegenwind" hofft jetzt auf Unterstützung durch den Stadtrat.
"Die Stadt hatte sich 2016 eindeutig gegen die Ausweisung von Euba als Vorrang- und Eignungsgebiet für Windenergie ausgesprochen", so Günter Spielvogel (74) von der Bürgerinitiative.
Der damalige Stadtratsbeschluss verweist unter anderem auf Brutgebiete des geschützten Rotmilans und die Sicht auf die Augustusburg. Die Eubaer berufen sich auf diesen Beschluss und wollen mit den Stadträten ins Gespräch kommen.
"Wir haben eine Menge Fragen", so Spielvogel. "Was wird aus dem Naherholungsgebiet Euba? Wer ersetzt Reiterhof, Hirschhof, Ponyhof und Gasthof die drohenden wirtschaftlichen Einbußen? Gibt es einen Ausgleich für den Werteverlust von Grundstücken?"
Planungen zu den Windrad-Giganten werden konkreter
Mittlerweile signalisierten alle Fraktionen Gesprächsbereitschaft. "Nur die Grünen haben nicht geantwortet", so Spielvogel.
Deren Fraktion wollte gemeinsam mit der SPD mit einer direkten finanziellen Beteiligung des Ortsteils für mehr Akzeptanz der Windkraftanlagen sorgen. Jedoch lehnte der Eubaer Ortschaftsrat diesen Vorschlag einstimmig ab.
Währenddessen gehen die vorbereitenden Planungen in Euba weiter. "Die Windkraftanlagen-Firma versucht derzeit, Grundstückseigentümer zu gewinnen, die Wege- und Leitungsrechte gewähren und Land verpachten", so Spielvogel.
Alte Wunden
Kommentar von Mandy Schneider
Es gibt viele gute Gründe, warum bei der Energiewende Tempo gemacht werden soll. Wie meistens bei großen Plänen steckt der Teufel im Detail. So ist es auch in Euba.
Zwar sind die Windverhältnisse auf dem Katzenberg ideal, um Windräder aufzustellen. Der Rest ist es nicht. Der idyllische Charme dieses Naherholungsgebietes würde mit dem Bau der Riesen-Windräder zunichtegemacht - und gleichzeitig die Chancen und Träume, die es für und in dem Ortsteil von Chemnitz seit der Eingemeindung 1993 gibt.
Da nützte auch der angedachte finanzielle Anreiz für die Ortschafts-Kasse nichts. Im Gegenteil, die Idee scheint alte Wunden aufgerissen zu haben. Denn viele Eubaer haben seit Jahren das Gefühl, von der Stadt vergessen worden zu sein. Ob es um die Sanierung der Talsperre geht oder die Gestaltung eines Ortskerns - von den Versprechen, die bei der Eingemeindung gemacht wurden, hat Chemnitz (zu) wenige gehalten. Dem in Aussicht gestellten Geld traute der Ortschaftsrat nicht.
Um angeknackstes Vertrauen geht es auch bei den Gesprächen, die die Bürgerinitiative jetzt mit den Fraktionen sucht. Die Eubaer wollen wissen, wie verlässlich ein Stadtratsbeschluss ist. Die Stadträte tun gut daran, diesen Dialog zu führen.
Titelfoto: Uwe Meinhold (2)