Chemnitz: Zoff zwischen Rathaus und Helfern um Flüchtlinge in der Jugendherberge eskaliert

Chemnitz - Angespannte Stunden vor der Jugendherberge Chemnitz-Adelsberg: Fast ohne Vorwarnung sollten die dort einquartierten Ukrainerinnen ihre Unterkunft räumen. Der dramatische Nachmittag endete mit einer Vertagung.

Vereinsvorsitzender Andreas Schmieder (39)
Vereinsvorsitzender Andreas Schmieder (39)  © Uwe Meinhold

Rückblick: Zwischen den Helfern des Vereins für Demokratie und Bildung (SDB) und der Stadt entstand ein Streit um die Unterbringungskosten.

Pro Person bräuchte es 300 Euro Miete im Monat, die Stadt kann laut Satzung 180 Euro bezahlen. Zwischenzeitlich deckte die Vereinskasse die Mehrkosten. Diese ist nun leer.

SDB-Chef Andreas Schmieder (39) hatte gemahnt, dass der Verein nur noch bis Freitag die Kosten für die Unterbringung stemmen könne.

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Am Freitag die Eskalation: "Herr Schmieder hat uns heute schriftlich gedroht, die Geflüchteten auf die Straße zu setzen. Wir haben eine Sorgfaltspflicht gegenüber den Menschen und entsprechend reagiert", erklärte Stadtsprecher Matthias Nowak (53).

Angespannte Situation an der Augustusburger Straße. Bus und Polizei stehen vor der Jugendherberge.
Angespannte Situation an der Augustusburger Straße. Bus und Polizei stehen vor der Jugendherberge.  © Uwe Meinhold

Am Abend kam dann die Entwarnung

Diskussionsbedarf am Tor: Die kurzfristige Räumung überraschte Bewohner und Betreuer.
Diskussionsbedarf am Tor: Die kurzfristige Räumung überraschte Bewohner und Betreuer.  © Uwe Meinhold

Eine Stunde später stand ein Bus vor der Tür, um die Geflüchteten, zumeist Frauen und Kinder, in Sammelunterkünfte abzutransportieren. Pikant: Einige Ukrainer erfuhren erst vom nahenden Abtransport erst durch einen TAG24-Reporter.

Die Geflüchteten reagierten verstört: "Ich lebe gerne hier", sagt eine von ihnen. Auch die Polizei rückte auf Drängen der Stadt an. Polizeisprecher Andrzej Rydzik: "Wir sehen null Handlungsbedarf."

Am Abend Entwarnung: Die Jugendherberge wurde nicht zwangsgeräumt. Am Montag soll es ein Gespräch zwischen Stadt und Verein geben.

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Matthias Nowak: "Unter dieser Voraussetzung und dem Versprechen, dass die Leute über das Wochenende bleiben dürfen, haben wir den Bus wieder weggeschickt."

Titelfoto: Uwe Meinhold

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