Chemnitz: Was wird aus dem Ratskeller?

Chemnitz - Seit circa 112 Jahren gibt es ihn, den Ratskeller in Chemnitz.

Seit Sommer 2022 stehen die Bauarbeiten im Ratskeller still. Die Gestaltung der Gewölbe ist erhalten geblieben.
Seit Sommer 2022 stehen die Bauarbeiten im Ratskeller still. Die Gestaltung der Gewölbe ist erhalten geblieben.  © Maik Börner

Das stadtbekannte Lokal im Neuen Rathaus hat nun seit mittlerweile fast fünf Jahren geschlossen. Umfangreiche Arbeiten waren nötig, um es wieder auf Vordermann zu bringen. Ein Ende der Dauerbaustelle ist noch immer nicht in Sicht.

Laut Stadtverwaltung ruhen die Bauarbeiten, die 2019 begannen, seit Sommer 2022. Im ersten Bauabschnitt wurden unter anderem Rohbauarbeiten durchgeführt, der Lüftungskanal im Boden saniert und eine neue Heizung in den Gasträumen installiert.

Baukosten bis dahin: circa 1,8 Millionen Euro. Davor wurde der Ratskeller im Jahr 1992 saniert. Wie geht es weiter?

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Auf TAG24-Anfrage über den aktuellen Stillstand der Bauarbeiten heißt es aus dem Rathaus: "Da es keine Mietinteressenten gibt, für die die Flächen vorgerichtet werden können, ruhen die Arbeiten." Hierbei spiele auch die Frage des Nutzungskonzeptes eine Rolle.

Die Wandvertäfelungen in den Räumen wurden abmontiert. Bisher wurden circa 1,8 Millionen Euro für die Sanierung ausgegeben.
Die Wandvertäfelungen in den Räumen wurden abmontiert. Bisher wurden circa 1,8 Millionen Euro für die Sanierung ausgegeben.  © Maik Börner
Das alte Stadtwappen von Chemnitz ist noch an der Wand. Holger Rotzsch (56), Gebäudeverwalter des Rathauses, zeigte TAG24 den aktuellen Zustand der Räumlichkeiten.
Das alte Stadtwappen von Chemnitz ist noch an der Wand. Holger Rotzsch (56), Gebäudeverwalter des Rathauses, zeigte TAG24 den aktuellen Zustand der Räumlichkeiten.  © Maik Börner

Nicht nur Gastro im Chemnitzer Ratskeller: Auch Veranstaltungen und Ausstellungen denkbar

Ein Bild aus Zeiten, als es noch "Steak au four" gab. Der Ratskeller im Sommer 2012 mit Außenbereich. Seit 2019 gibt es dort keine Gastronomie mehr.
Ein Bild aus Zeiten, als es noch "Steak au four" gab. Der Ratskeller im Sommer 2012 mit Außenbereich. Seit 2019 gibt es dort keine Gastronomie mehr.  © Sven Gleisberg

In der Vergangenheit hätte es Gespräche mit Mietinteressenten gegeben, die jedoch nicht zum Abschluss gebracht werden konnten. Außerdem war im Doppelhaushalt 2023/24 kein Budget für den Ratskeller vorgesehen.

Für die nächste Haushaltsplanung möchte die Verwaltung ein Budget für die Instandhaltung der Räume einbringen. Ausgang offen!

Zudem spiele das Rathaus auch mit dem Gedanken, den Ratskeller nicht nur auf den Gastrobetrieb zu beschränken. "Die Flächen bieten sich teilweise auch für Veranstaltungszwecke oder Ausstellungen an", so ein Stadtsprecher.

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Eine Prognose, ob und wann der Ratskeller wieder öffne, könne nach aktuellem Stand noch nicht gegeben werden.

Die historischen Räume, die bis zu 250 Gästen Platz boten, werden wohl noch einige Zeit ein Schattendasein fristen müssen.

In weiter Ferne: Kommentar von Sebastian Gogol

Für mich ist die Situation des Ratskellers mit dem aktuellen Wetter vergleichbar: Es ist grau, Regen, Schnee und Wind wechseln sich ab. Und irgendwie hofft man, dass es endlich Frühling wird, die Wiesen neu erblühen und Licht ins Dunkel kommt.

Das wünsche ich mir auch für den Ratskeller. Es wird jedoch noch lange dauern, bis das traditionelle Lokal im Rathaus wieder aufblüht. Und die Sache mit dem "Licht ins Dunkel bringen" in puncto Nutzungskonzept scheint auch in weite Ferne gerückt.

Jedoch ist der Zeitfaktor wichtig: Je länger man wartet mit der Sanierung, umso mehr neue Instandhaltungskosten werden in den nächsten Jahren anfallen. Ein Ergebnis des Nichtstuns könnte dann sein, dass dort, wo einst Bierfässer lagerten, aus dem Fass ohne Boden gezapft werden kann.

Gerade zur Kulturhauptstadt 2025 hätte ich mir gewünscht, dass die historischen Räume wieder für alle Chemnitzer und Besucher begehbar gemacht würden. Derzeit gibt es vonseiten der Stadt keine Prognose, wann der Ratskeller wieder öffnen kann.

Eine Geschichte von mehr als 100 Jahren sollte nicht so einfach in Vergessenheit geraten, auch wenn wir in Zeiten knapper finanzieller Mittel in den Kommunen leben.

Titelfoto: Maik Börner

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