Chemnitz: Notfall-Versorgung soll reformiert werden
Chemnitz - Die ärztliche Versorgung wird sich in den nächsten fünf bis zehn Jahren weiter verschlechtern. Das sagte Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (61) in einer Talkrunde bei der Kassenärztlichen Vereinigung am gestrigen Dienstag, ohne konkrete Zahlen für die Zukunft zu nennen.
Nach aktuellen Zahlen der Chemnitzer CTM, die für die Anwerbung von neuen Ärzten zuständig ist, fehlen derzeit im Stadtgebiet bereits 50 Hausärzte.
Um gegenzusteuern, forderte der Minister eine deutlich höhere Zahl an Medizin-Studienplätzen. Chemnitz gehe dabei bereits mit gutem Beispiel voran. Außerdem "muss der Hausarztberuf deutlich attraktiver werden".
Dazu kündigte der Minister einen "Herbst der neuen Gesetze" an. Im Mittelpunkt stehen dabei der Bürokratie-Abbau und die Abschaffung der Budgetierung (Deckelung der Honorare für die Behandlung von Kassenpatienten).
Die anwesenden Ärzte im Publikum kritisierten vor allem die derzeit geltenden Regelungen der Notfall-Versorgung. Allgemeinmediziner Frank Landgraf aus Freiberg sagte, 80 Prozent "seiner" Notfälle könnten am nächsten Tag in der Praxis behandelt werden.
Lauterbach kündigte eine Reform der Notfall-Versorgung an, sprach sich aber gegen "eine Erziehung der Bevölkerung" aus.
Wenn man Gebühren erhebe, schrecke dies die Armen ab. Wer es sich leisten könne, mache genauso weiter. Eine große Rolle werden künftig die Lenkung der Patienten über die Nummer 116117 und die Telemedizin spielen.
Titelfoto: Kristin Schmidt