Wenige öffentliche Toiletten in Chemnitz: Wohin, wenn nicht "wildpinkeln"?
Chemnitz - Wildpinklern droht ein Bußgeld von mindestens 60 Euro, wenn sie dabei erwischt werden, wie sie in der Öffentlichkeit ihre Notdurft verrichten. 2023 schrieben Ordnungshüter 106 Anzeigen aus diesem Grund. Doch wohin, wenn's dringend ist? Die öffentlichen Stillen Örtchen sind in Chemnitz rar.

Neun öffentliche WC-Anlagen, die von einer Werbefirma betrieben werden, gibt es in Chemnitz. An weiteren 17 Standorten findet sich in der Innenstadt eine "Nette Toilette" - heißt, sie darf unentgeltlich benutzt werden (Standorte zeigt die App "Die nette Toilette").
"Zu wenig", findet Stadträtin Sabine Brünler (39, Linke): "Der Bedarf ist größer. Am Konkordiapark, im Küchwaldpark oder auch auf den städtischen Friedhöfen. Wer Wildpinkeln vermeiden will, muss auch ein Angebot machen."
Die Errichtung weiterer öffentlicher Toiletten ist dieses Jahr nicht geplant, teilte Bürgermeister Knut Kunze (53, parteilos) auf Anfrage der Linken mit.
Auch die für den Konkordiapark angedachte Lösung, WCs unter Sitz-Traversen einzubauen, ist erst ab 2025 mit dem neuen Haushalt denkbar.
Der Bauabschnitt mit der Errichtung der Sitzgelegenheiten war aus Geldmangel verschoben worden. Als Behelf ist während der Sommermonate eine mobile Toilette vorgesehen, die ab Mai aufgestellt werden soll.



"Nette Toilette": Einrichtungen bieten WCs kostenfrei an

Reserven sieht Sabine Brünler beim Projekt "Nette Toilette". "Das Budget wird nicht ausgeschöpft. Es sollte deshalb auf Bereiche außerhalb der Innenstadt ausgeweitet werden."
Tatsächlich wurden 2023 von den eingeplanten 20.000 Euro nur gut 15.000 Euro als Ausgleich für Gastronomen und andere Einrichtungen ausgegeben, die ihre WCs kostenfrei für die öffentliche Nutzung zur Verfügung stellen.
"Eine Anfrage wurde abgelehnt", so Bürgermeister Kunze, da sich das Projekt laut Stadtratsbeschluss "nur auf Innenstadtgastronomen bezieht".
Titelfoto: Kristin Schmidt