Chemnitz: Handy-Spiel für City-Händler ist bislang ein echter Flop!

Chemnitz - Totentanz mit Diamanten: Das städtische Spiel "C the Treasure" (Sieh den Schatz) soll seit November den Handel in der Chemnitzer Innenstadt beleben. Doch seitdem hört und sieht man nichts mehr. Insider vermuten schon "Game over".

Beate Schirrmacher (35) vom Café Tee Contor in der Inneren Klosterstraße hat vom Spiel gehört, spielt aber nicht mit.
Beate Schirrmacher (35) vom Café Tee Contor in der Inneren Klosterstraße hat vom Spiel gehört, spielt aber nicht mit.  © Ralph Kunz

"C the Treasure" sieht aus wie "Pokémon Go". Nutzer suchen auf dem Handy nach Diamanten, finden diese und tauschen sie gegen Einkaufsgutscheine ein. Für diese Idee bekam die Stadt zwei Preise des Landeswettbewerbs "Ab in die Mitte". Preisgeld: 22.000 Euro, Gesamtkosten: "fünfstellig".

Mehr als 100 Geschäfte machen mit, sagt die Stadt. Doch beim Rundgang in der City fand TAG24 keinen Teilnehmer. Zwei Läden kannten das Spiel gar nicht, so wie Susanne Przybyzin (42, Kindermode "Krümelliebe"): "Gute Idee, aber wir wurden nicht gefragt." Andere wie Sarah Greulich (21) vom Café Tee Contor haben den Flyer, sind aber vom Browser-Spiel verwirrt: "Was soll das, wenn es keine App gibt?"

Lederwarenhändler Sven Wendel (50) glaubt nicht, dass Kunden im Alter um die 50 per Handy Diamanten suchen. Felicitas Güra (26, Buchladen "Monokel") findet die Idee nicht schlecht, "aber die Umsetzung wenig transparent".

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Mangelnde öffentliche Sichtbarkeit des Spiels kritisiert auch Unternehmer Lars Fassmann (46): "Wenn es keine Werbung gibt, ist das Spiel abgehakt." Centermanager Jörg Knöfel (56, Galerie Roter Turm) gehörte zu den Gründern des Spiels, sagt heute aber: "Die Resonanz hält sich in Grenzen."

Diese Flyer zum Spiel "C the Treasure" verteilte ein Werber im Astronautenkostüm - aber nicht an alle Geschäfte.
Diese Flyer zum Spiel "C the Treasure" verteilte ein Werber im Astronautenkostüm - aber nicht an alle Geschäfte.  © Ralph Kunz

Laut Stadt spielten bislang knapp 300 Bürger "C the Treasure" mit Anmeldung. Ein Insider zu TAG24: "Zieht man teilnehmende Geschäfte ab, bleiben vielleicht 50 externe Nutzer." Immobilien- und Marketingexperte René Brettschneider (45) fordert: "Die Menschen müssen davon erfahren. Die bisherige Werbung kann nicht alles gewesen sein."

Susanne Przybycin (42) vom Kindermode-Geschäft "Krümelliebe" hat von einem Onlinespiel für Händler noch nichts gehört.
Susanne Przybycin (42) vom Kindermode-Geschäft "Krümelliebe" hat von einem Onlinespiel für Händler noch nichts gehört.  © Ralph Kunz

Besser spielen - Kommentar von Bernd Rippert

So sieht das Spiel auf dem Smartphone aus - wenn ein Diamant erscheint.
So sieht das Spiel auf dem Smartphone aus - wenn ein Diamant erscheint.  © Ralph Kunz

Mit einer Art Pokémon Go wollen Verwaltung und Innenstadt-Händler mehr Kunden ins Zentrum locken. Prima Idee - wenn man's richtig macht. Ich hätte da ein paar Vorschläge.

Das Spiel "C the Treasure" muss lebendiger aussehen. Grün auf Blau ohne Kontrast sieht langweilig aus. Vielfarbige Belohnungen, bitte.

Das Spiel braucht eine App. Eine Browseranwendung kostet den Nutzer unnötig Akku und Internet. Denkt dran: Die Innenstadt hat kein oder wenig WLAN! Weniger Daten sammeln. Anmeldung mit Name und Adresse schreckt ab. E-Mail-Adresse reicht.

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Die Idee muss beworben werden. Henry Ford sagte: "Wer nicht wirbt, stirbt." Das gilt auch für Online-Spiele. Kunden müssen sehen, wer mitmacht. Darum Plakate oder Aufkleber in jedes Schaufenster.

Pokémon Go hat Sonderaktionen, um das Spiel anzukurbeln. Warum nicht beim Chemnitz-Spiel? Doppelte Diamanten am Mittwoch in der Klosterstraße? "Hohes C" verstecken - wer es findet, bekommt Extra-Belohnung.

Nicht nur Handel, auch Kultur beteiligen. Fünf Prozent auf Kino- oder Theaterkarten, Töpferkurse - da gehe ich doch gerne shoppen.

Titelfoto: Ralph Kunz

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