Chemnitz denkt jetzt schon an den Weihnachtsmarkt
Chemnitz - Draußen stehen alle Zeichen auf Frühling - und im Chemnitzer Rathaus werden fleißig Bewerbungsmappen für den diesjährigen Weihnachtsmarkt gesammelt.
Was komisch klingt, ist für das Ordnungsamt Routine. Erstmals seit 2014 will die Stadt ihre Auswahlrichtlinien ändern: Neue Bewerber sollen die gleichen Chancen haben wie "Stammkunden". Diese blicken nach den Corona-Erfahrungen besonders skeptisch auf den Weihnachtsmarkt.
Schon Ende April läuft die Bewerbungsfrist für 160 Stände auf dem Weihnachtsmarkt ab. "Bislang sind 96 formlose Bewerbungen eingegangen", so eine Stadtsprecherin. Es ist also noch Luft nach oben, wenn man bedenkt, dass es stets mehr Bewerber als Plätze gab. Ein abgeändertes Auswahlverfahren soll wiederkehrende Bewerber mit Neulingen gleichsetzen.
"Damit entsteht Chancengleichheit für beide Gruppen", erläutert Bürgermeister Miko Runkel (61, parteilos). Neu aufgenommen ins Punktesystem wird das Kriterium "Regionalität des Warenangebotes". Dadurch sollen sächsische Waren gewürdigt werden. Der Stadtrat muss im April über die Richtlinie entscheiden.
Fleischer András Nagy (32) findet die geplante Neuerung "fair". "Wichtig ist, dass berücksichtigt wird, dass Alteingesessene wie wir, die schon 28 Jahre dabei sind und den Markt-Charakter mit prägen, gewürdigt werden." Er hat sich wieder beworben, bleibt aber aufgrund der vorjährigen Katastrophe "nüchtern und entspannt".
Schnitzer Silvio Stibane (42) ist ebenfalls vorsichtig, sagt aber klar: "Ich habe keine andere Wahl, ich muss mich bewerben. Weihnachtsmärkte bedeuten 80 Prozent meines Umsatzes." Damit es mit dem Personal klappt, will er einen ordentlichen Stundenlohn zahlen.
Der Chemnitzer Weihnachtsmarkt 2022 findet voraussichtlich vom 25. November bis 23. Dezember statt.
Titelfoto: Uwe Meinhold, Kristin Schmidt