Bittere Zahlen für Chemnitz: Nur zwei Sprachmittler für 1300 ukrainische Schüler

Chemnitz - Seit September lernen Flüchtlingskinder aus der Ukraine nicht mehr in gesonderten Klassen, sondern sitzen gemeinsam mit deutschen Schülern im Unterricht. So wollte es das Kultusministerium in Dresden. Doch jetzt kam heraus: Es gibt für die Schulen in Chemnitz gerade mal zwei Sprachmittler mit ukrainischen bzw. russischen Sprachkenntnissen.

An Chemnitzer Schulen wurden im September Klassen geteilt, um ukrainische Schüler zu integrieren. (Symbolbild)
An Chemnitzer Schulen wurden im September Klassen geteilt, um ukrainische Schüler zu integrieren. (Symbolbild)  © IMAGO/Ayse Tasci

Für die SPD im Stadtrat ist das ein unhaltbarer Zustand: "Für Kinder, die Deutsch nicht als Muttersprache haben, sind solche Assistenzkräfte für die Integration sehr wichtig", kritisiert der schulpolitische Sprecher Jürgen Renz (49).

"Gemessen an der Gesamtzahl der Schüler hat Chemnitz bei der Integration ukrainischer Kinder und Jugendlicher einen besonderen Kraftakt vor sich. Im Vergleich zu Dresden und Leipzig müssen wir mehr leisten."

Etwa 21.000 Schüler gibt es insgesamt in Chemnitz, davon sind fast 1300 Ukrainer. Die meisten sind in den Schulen der Innenstadt oder auf dem Sonnenberg untergebracht, die Zahl steigt regelmäßig.

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"Wir erwarten, dass bei der Personalplanung der Situation in Chemnitz entsprechend Rechnung getragen wird", fordert Stadtrat Jürgen Renz.

Jürgen Renz (49, SPD) steht vor der Unteren Luisenschule. Hier beträgt der Migrationsanteil fast 45 Prozent.
Jürgen Renz (49, SPD) steht vor der Unteren Luisenschule. Hier beträgt der Migrationsanteil fast 45 Prozent.  © Sven Gleisberg

Thomas Brewig: "Wir brauchen zwei bis drei Sprachmittler pro Schule"

"Wir brauchen zwei bis drei Sprachmittler an jeder Schule in Chemnitz", fordert Thomas Brewig (55), Chef des Kreiselternrates Chemnitz.
"Wir brauchen zwei bis drei Sprachmittler an jeder Schule in Chemnitz", fordert Thomas Brewig (55), Chef des Kreiselternrates Chemnitz.  © Kristin Schmidt

Bis Schuljahresende will das Landesamt für Schule und Bildung (LASuB) 250 weitere Sprachmittler auf alle sächsischen Schulen verteilen.

"Wir wissen, dass wir nicht alle über einen Kamm scheren können. Doch Bedarf haben viele", sagt LASuB-Sprecher Clemens Arndt. Innerhalb der nächsten vier Wochen soll die Entscheidung über die Verteilung fallen.

Der Kreiselternrat hatte bereits im Sommer mehr Sprachmittler und Integrationshelfer "zur Aufrechterhaltung des Schulbetriebes" gefordert. "Inzwischen ist die Situation in jeder Hinsicht irre", sagt Chef Thomas Brewig (55).

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Und weiter: "So viele Schüler wie im Sommer angekündigt sind am Ende gar nicht gekommen. Doch sie sind sehr ungleich verteilt. Insgesamt brauchen wir trotzdem zwei bis drei Sprachmittler pro Schule."

Titelfoto: IMAGO/Ayse Tasci

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