Bau-Chaos auf Schienen bremst Chemnitzer aus: "Kurzfristig kaum auflösbares Dilemma"
Chemnitz - Das seit Anfang des Monats gültige 49-Euro-Ticket soll den ÖPNV für möglichst viele Chemnitzer attraktiver machen. Wer allerdings einen Wochenendausflug plant, könnte schnell wieder aufs Auto umsteigen. Auf wichtigen Strecken trüben viele Baustellen und damit einhergehender Schienenersatzverkehr (SEV) das Fahrvergnügen.
Schnell einsteigen, ohne auf den Fahrplan zu schauen, ist dieser Tage keine gute Idee. Innerstädtisch sorgen bis 26. Mai erneut Bauarbeiten am Chemnitzer Bahnbogen für Einschränkungen in den Abendstunden zwischen Hauptbahnhof und Siegmar (RE3/RB30).
Richtung Leipzig (RE6) fallen noch bis zum heutigen Mittwoch wegen Baumaßnahmen Züge aus. Richtung Dresden (RE3/RB30) werden die Nerven der Fahrgäste aufgrund von Schienenersatzverkehr zwischen Freital-Potschappel und Hauptbahnhof immer wieder strapaziert.
Besonders an den Wochenenden reichen die Ersatzbusse oft nicht aus. "Bei unvorhersehbarem Fahrgastaufkommen oder einem kurzfristigen Ausfall eines bestellten SEV-Busses kann es leider passieren, dass nicht alle Fahrgäste mitgenommen werden können", sagt ein MRB-Sprecher.
Aktuell müssten auf den Linien RE3 und RB30 fast täglich baubedingte Einschränkungen bearbeitet werden. "Hinzu kommen kurzfristige Störungen der Infrastruktur im gesamten Netz, die teilweise nur schwer kompensierbar sind."
Aktuell sind so viele Züge auf den Schienen unterwegs wie noch nie
Markus Haubold (36) vom Fahrgastverband Pro Bahn übt Kritik an der Koordination: "Wo möglich, sollten Baumaßnahmen aufeinander abgestimmt und auf gleichzeitige Sperrungen auf mehreren Strecken innerhalb einer Region verzichtet werden."
Da Maßnahmen wie auf der Dresden-Strecke langfristig geplant würden, könne das Deutschlandticket noch nicht eingeplant gewesen sein. Dennoch seien Baumaßnahmen wichtig. "Sie sind positiv zu bewerten, denn sie tragen zum Erhalt des Schienennetzes und seiner Leistungsfähigkeit bei", so Haubold.
Warum überlappen sich aus Chemnitzer Sicht derzeit so viele Maßnahmen, sodass zeitlich alles aufeinander fällt? "Noch nie waren auf dem deutschen Netz so viele Züge unterwegs wie in diesen Tagen. Das Streckennetz, auf dem diese steigende Nachfrage abgewickelt wird, ist aber nicht mitgewachsen", sagt eine DB-Sprecherin.
Die Betriebslage offenbare auch ein "kurzfristig kaum auflösbares Dilemma": Bei dem intensiven Wachstum und der Modernisierung der Bahnstrecken sei eine gute Betriebsqualität und Pünktlichkeit nicht möglich. Die Bahn sei sich dessen bewusst.
Titelfoto: Kristin Schmidt (2), Haertelpress