Alarm! So teuer war das Essen in Chemnitzer Schulen und Kitas noch nie
Chemnitz - Gestiegene Energiekosten, Pandemie-Auswirkungen, heftige Inflation, der Ukraine-Krieg sowie Mindestlohn-Anhebungen sorgen derzeit für explodierende Lebensmittelpreise - auch in Chemnitz. Vor allem Caterern macht diese Dynamik Sorgen: Denn Mahlzeiten für Schüler und Kita-Knirpse müssen sie für einen längeren Zeitraum zu festen Preisen anbieten.
"Wir stehen vor der Entscheidung: Die Qualität des Essens senken oder die zusätzlichen Kosten an Kinder und deren Eltern weitergeben", schrieb Ralf Blauert (56) bereits Mitte April in einem Brandbrief.
Blauert ist 1. Vorsitzender des "Verbandes Deutscher Schul- und Kitacaterer" (VDSKC). Die Dienstleister sind zudem von Aufschlägen ihrer Zulieferer betroffen.
Doch "just-in-time"-Lieferzeiten sind vorbei. "Wir kriegen zwar noch alle Zutaten, versuchen aber, mindestens ein bis zwei Tage im Voraus zu bestellen", sagt Torsten Weiße-Köhler (48), Mitgeschäftsführer von "Monk Catering" (Franz-Mehring-Strasse 22), die neben Chemnitzer Schulen auch Festivals versorgen.
"Dadurch können wir noch kompensieren. Aber wenn beispielsweise von einem Kinder-Mittagessen inklusive Suppe von 3,95 Euro nur knapp 20 Cent oder 5 Prozent Gewinn übrig bleiben, frisst diesen die Inflation wieder auf", ärgert sich Weiße-Köhler.
Ein neuer Frustpunkt: Durch die längerfristige Zutaten-Bestellung müssen Caterer oft ihr Lager erweitern und sich Kühlanlagen, die mit teurer gewordener Energie betrieben werden, leisten.
Chemnitzer Caterer suchen bei Politik und Stadtverwaltung nach einem offenen Ohr
Bereits vor zwei Jahren gründeten fünf Chemnitzer Schul- und Kita-Versorger wegen der Pandemie-Auswirkungen die "Arbeitsgruppe Chemnitzer Caterer".
Neben "Monk Catering" ist auch "CoWerk" (Flemmingstraße 8c) dabei. 200 Mitarbeiter kümmern sich hier um Kindermahlzeiten.
Chef Dirk Glowka (55) ist AG-Sprecher. Und frustriert: "Ohne wirklichen Erfolg haben wir mehrfach versucht, unsere Themen sowie Lösungsvorschläge an Politik und Stadtverwaltung zu transportieren. Auch die Bereitschaft, gemeinsam alternative Lösungsansätze zu finden."
In den städtischen Kitas fand die letzte Preiserhöhung (0,10 bis 0,30 Cent für Mittagessen) im März statt, die städtischen Schulen traf es am Jahresanfang (0,05 bis 0,12 Euro).
"Grund war die Erhöhung des Mindestlohnes. Weitere Steigerungen sind mit dessen kommenden Anhebungen, 1. Juli sowie geplant für den 1. Oktober, angezeigt und zu erwarten", schildert eine Rathaussprecherin.
Ein Kita-Mittagessen kostet derzeit im Schnitt 3,30 Euro, in den Schulen 3,60 bis 3,95 Euro. Einkommensschwachen Eltern hilft das Bildungspaket (BuT).
Titelfoto: Marius Becker/dpa-Bildfunk/dpa