Ab 2024 geht's elektrisch nach Leipzig: Batterie-Zug im Chemnitzer Hauptbahnhof vorgestellt
Chemnitz - Großer Bahnhof für einen guten Zug der Bahn: Politiker und VMS begrüßten am heutigen Montag den ersten batteriebetriebenen Zug, der ab Juni 2024 für die Mitteldeutsche Regiobahn auf der Strecke Chemnitz-Leipzig die DDR-Dieselzüge ablösen wird.
70 Millionen Euro investiert der Zweckverband VMS für elf Akku-Züge. Sie sollen nicht nur nach Leipzig, sondern auch nach Annaberg-Buchholz verkehren.
Müslüm Yakisan vom Zughersteller Alstom erklärte die moderne Technik: "Auf den nichtelektrifizierten Strecken fahren die Wagen mit Akku. Beim Bremsen und an den Bahnhöfen werden die Batterien aufgeladen."
120 Kilometer halten die Akkus. Oberbürgermeister Sven Schulze (51, SPD) freute sich, dass die alten Reichsbahnen aufs Abstellgleis kommen: "Gerade für die vielen Besucher der Kulturhauptstadt gilt der erste Eindruck."
Lob von Staatssekretär Michael Theurer (56, FDP), Bahnbeauftragter Bund: "Ein zweigleisiger elektrischer Ausbau der Strecke nach Leipzig ist bis 2025 nicht möglich. Coradia Continental Hybrid schließt diese Lücke."
Neue Elektro-Züge sollen Fahrzeit zwischen Chemnitz und Leipzig verkürzen
Zumal der neue Akkuzug mit 150 Sitzplätzen, der ab sofort in der Region getestet wird, noch ein paar Minuten schneller in Leipzig sein wird.
Marcell Pillot (50) fuhr den Premierenzug vom Herstellungsort Salzgitter nach Chemnitz. "Man merkt das Gewicht und dass nur jede zweite Achse angetrieben wird. Aber für den Zweck reicht das."
"Ein Quantensprung", jubelte SPD-Bahnexperte Detlef Müller (58). "Rein elektrisches Fahren ist die Zukunft."
Eine Zukunft, die die Staatssekretärin im sächsischen Verkehrsministerium, Ines Fröhlich (59, SPD), vorerst verpasste: Ausgerechnet zum Bahn-Termin kam sie mit dem Auto - und blieb im Stau stecken.
Oben hui, unten pfui?
Kommentar von Bernd Rippert
Endlich geht es voran: Der VMS elektrifiziert die Bahnstrecke nach Leipzig, bevor die Bahn überall Oberleitungen aufstellen kann. Möglich macht das ein Hybridzug.
Der Coradia Continental BEMU kann mit dem Stromabnehmer an der Oberleitung fahren. Hat diese eine Lücke, schaltet er auf Akkubetrieb (auf dem Dach) um. Letzteres wird er zwischen Chemnitz und Leipzig unter Beweis stellen müssen. Denn vor 2030 ist mit einer durchgängigen Oberleitung nicht zu rechnen.
Ebenfalls nicht zu rechnen ist mit einem durchgehend zweispurigen Ausbau der Bahnstrecke. Am Chemnitztal-Viadukt sowie auf dem Burgstädter Viadukt soll die Strecke auf 2,6 Kilometern dauerhaft eingleisig bleiben.
Ein schlimmer Zwischenfall auf der Strecke bestätigt Kritiker der Planung. Nach einem technischen Defekt blieb die Regiobahn am Sonntag auf einem eingleisigen Abschnitt bei Bad Lausick für mehr als vier Stunden liegen. In praller Sonne, bei 30 Grad. Zahlreiche Helfer mussten den durstigen Passagieren Wasser bringen.
Liebe Verantwortliche: Strom oben hui, Gleise unten pfui kann nicht die Zukunft sein.
Titelfoto: Sven Gleisberg