700 Euro mehr pro Monat: Pflegeheim-Kosten explodieren!

Chemnitz - In Pflegeheimen explodieren die Kosten. Weil die Rente häufig nicht mehr reicht, steigt die Zahl der Senioren, die auf Zuschüsse vom Sozialamt angewiesen sind.

Weil Pflegekräfte nach Tarif bezahlt werden müssen, steigt der Eigenanteil.
Weil Pflegekräfte nach Tarif bezahlt werden müssen, steigt der Eigenanteil.  © Jana Bauch/dpa

Horst Waschulewski (70) ist verzweifelt. Seine Mutter Suse Waschulewski (93) lebt seit März im Pflegeheim am Küchwaldpark in Chemnitz: "Der Eigenanteil, der für den Pflegeplatz jeden Monat fällig wird, ist um 700 Euro auf über 2000 Euro gestiegen. Auf dem Konto meiner Mutter sind aktuell noch 70 Euro. Jetzt hat sie nichts mehr. Und die nächste Erhöhung ist schon für Januar angekündigt. Wovon die Kosten für Medikamente, Fußpflege oder Physiotherapie künftig bezahlt werden sollen, weiß ich nicht."

Obwohl die Seniorin mit 2160 Euro eine sehr gute Rente bezieht, bleibt ihrem Sohn nur der Gang zum Sozialamt. "Ich habe zehn andere Pflegeheime abtelefoniert, aber es ist überall das Gleiche."

Ina Platzer (59), Leiterin der Seniorenhilfe der Stadtverwaltung, kennt die alarmierende Entwicklung: "Erhöhungen der zu zahlenden Eigenanteile um 700 oder 800 Euro sind derzeit kein Einzelfall, sondern gängige Praxis. Weil das Pflegepersonal jetzt gesetzlich verpflichtend nach Tarif bezahlt werden muss, sind die Kostensätze neu verhandelt worden. Im Gegensatz zur Kassenleistung ist der Eigenanteil nicht gedeckelt. Mit den Energiekosten hat diese Steigerung noch gar nichts zu tun. Die kommt erst noch."

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Die Folge: Bei der Stadt gehen immer mehr Anträge auf Hilfen zur Pflege ein. "Diese Ausgaben schießen wie eine Rakete in den Himmel", so Platzer. 2022 hatte Chemnitz dafür 3,28 Millionen Euro eingeplant. Nun rechnet die Stadt allein für den Zeitraum von September bis Dezember mit zusätzlichen Kosten von 600.000 Euro.

Wissen nicht, wie sie die Kosten für den Pflegeheimplatz bezahlen sollen: Horst (70) und seine Mutter Suse Waschulewski (93).
Wissen nicht, wie sie die Kosten für den Pflegeheimplatz bezahlen sollen: Horst (70) und seine Mutter Suse Waschulewski (93).  © Uwe Meinhold
Mehr als 2000 Euro soll die Rentnerin für ihren Platz im "Haus Pro Vita am Küchwaldpark" pro Monat zahlen.
Mehr als 2000 Euro soll die Rentnerin für ihren Platz im "Haus Pro Vita am Küchwaldpark" pro Monat zahlen.  © Uwe Meinhold

Wer jetzt ins Heim zieht, muss besonders viel zahlen

Im Sozialamt Chemnitz häufen sich die Anträge für Pflegehilfe.
Im Sozialamt Chemnitz häufen sich die Anträge für Pflegehilfe.  © Uwe Meinhold

Die Steigerung der Kosten fällt für Senioren, die neu ins Pflegeheim kommen, besonders hoch aus. Das liegt an einer Neuregelung der Sozialversicherung.

Danach ist seit 2022 für den Eigenanteil ein Zuschuss vorgesehen. Für Senioren, die schon länger als drei Jahre in einem Pflegeheim betreut werden, beträgt er 70 Prozent, im ersten Jahr des Aufenthaltes nur fünf Prozent.

Wer den Eigenanteil trotz Zuschuss nicht zahlen kann, sollte einen Antrag auf Hilfe beim Sozialamt stellen. Die Seniorenhilfe der Stadt unterstützt beim Ausfüllen der Anträge und berät zur Nutzung kostengünstigerer ambulanter Leistungen, um eine Vollzeitpflege eventuell zu vermeiden. Termine können telefonisch unter 0371/4885555 oder per E-Mail an senioren.behindertenhilfe@stadt-chemnitz.de vereinbart werden.

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Bis Ende Juni haben 574 Senioren von der Stadt Hilfe zur Pflege erhalten. Zwischen Januar und August wurden 155 neue Anträge gestellt.

Titelfoto: Uwe Meinhold

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