Chemnitz - Das Schiffchen fliegt, der Webstuhl kracht - im Industriemuseum Chemnitz laufen historische Textilmaschinen immer noch. Wie Spinnrad, Web-, Strick- und Wirkmaschine funktionieren, erklärt Christa Kant (72) den Besuchern der Textilstraße im Untergeschoss.
"Hier ist immer Aktion, wenn ich da bin", sagt die 72-Jährige. In drei Bereichen zeigt sie anschaulich, wie Fasern zu Fäden werden, die dann zu Stoffen verarbeitet und anschließend beispielsweise durch Stickereien veredelt werden.
Als gelernte Industrienäherin sind Stoffherstellung und -verarbeitung das Spezialgebiet von Christa Kant.
Nach ihrer Ausbildung studierte sie Verarbeitungstechnik im Bereich Textil und arbeitete für das Textilwerk "Doppelmoppel". "Als die Firma geschlossen wurde, bin ich in ein schwarzes Loch gefallen, weil ich arbeitslos war", erzählt sie. Über das Arbeitsamt kam sie 2007 ans Industriemuseum.
Mittlerweile ist sie in Rente und hilft im Museum als geringfügig Beschäftigte aus. An der Arbeit schätzt sie die Beteiligung der Museumsbesucher und den Austausch mit ihnen. "Ich finde es toll, wenn ich etwas Neues von den Leuten erfahre."
Verletzungsgefahr für Mensch und Maschine!
Allerdings: "Weniger schön ist es, wenn sie an den Maschinen herumspielen."
Denn hier besteht Verletzungsgefahr - für Mensch und Maschine. Besonders Männer seien von den technisch ausgereiften Apparaturen fasziniert.
"Sie denken immer, Textilien sind nur was für Frauen, aber sie kriechen mir dann fast in die Maschinen hinein und sagen: 'So hätte ich mir das aber nicht vorgestellt!'"
Den Museumsbesuchern möchte Christa Kant vor allem veranschaulichen, "wie lang der Weg ist, bis wir etwas zum Anziehen haben". Für sie ist es wichtig, dass Kleidung mehr geachtet wird: "Es tut mir in der Seele weh, dass so viel weggeschmissen wird."