Neues Festival in Chemnitz: Drei Tage als Vorschau auf die Kulturhauptstadt
Chemnitz - Chemnitz bekommt ein neues Festival. An drei Abenden im September werden sechs Gebäude in der Innenstadt mit teils bewegten Installationen beleuchtet, flankiert von einem kulturellen Rahmenprogramm.
Hinter dem Projekt "Light our Vision" steht ein breites Bündnis der Chemnitzer Wirtschaft. Ihr erklärtes Ziel: der künftigen Kulturhauptstadt buchstäblich Strahlkraft zu verleihen - nicht nur bis 2025, sondern möglichst langfristig.
"Entstanden ist die Idee vor einem Jahr, am Uferstrand nach einer Sitzung der Architektenkammer", erinnert sich Initiatorin Claudia Fischer an das erste Gespräch mit Architekten-Kollegin Linda Hüttner.
Für die Chefin des gleichnamigen Bauunternehmens stand eine Frage am Anfang: "Wie wollen wir, dass unsere Stadt wahrgenommen wird?"
Möglichst strahlend, mit einer Lichtroute vom Hauptbahnhof in die Innenstadt. Was dort zu sehen sein wird, entwerfen Künstler, die sich mit ihren Ideen bis Anfang Juli bewerben können. Erst nach der Juryentscheidung werde die genaue Umsetzung im Laufe des Sommers erarbeitet.
Was bereits feststeht: Als zentraler Ort sollen nicht Markt oder Stadthallenpark, sondern der verborgene Innenhof zwischen Parteisäge, IHK-Gebäude und Kunstsammlungen fungieren. "Wir wollen aufmerksam machen auf die Potenziale dieser Stadt", erklärt Architektin Claudia Fischer. "Dieser Ort hier könnte einmal der neue Marienplatz werden."
Chemnitzer Unternehmen haben Unterstützung zugesagt
Mit 300.000 Euro Budget wird geplant, viele Unternehmen haben bereits ihre Unterstützung zugesagt.
"Eine geniale Idee, die hat uns umgehauen", lobt Daniel Pfaff, Sprecher des Großvermieters CAWG. "Das kann ein Highlight für viele Jahre werden", glaubt auch Sparkassen-Sprecher Sven Mücklisch. Ebenso wie die Volksbank startet die Sparkasse eine Crowdfunding-Aktion, damit noch mehr Chemnitzer sich beteiligen. Ziel: je 20.000 Euro.
Die endgültige Spendensumme wollen beide Geldinstitute um 25 Prozent aufstocken."Der Spendenaufruf ist für uns eine Chance, Breite zu erzeugen", sagt Gunnar Bertram, Vorstands-Chef der Volksbank und zugleich IHK-Präsident. "Wir werden unsere Kunden gezielt ansprechen. Jeder Chemnitzer soll einen Beitrag leisten und stolz darauf sein."
Zum Wohle der Stadt
Kommentar von Mario Adolphsen
Eines wurde am Mittwoch deutlich: Es gibt ein breites Bündnis an führenden Köpfen, das sich für ein Gelingen der Kulturhauptstadt engagieren möchte. Banken und Vermieter, Stadtplaner, IHK und der kommunale Wirtschaftsförderer CWE - die Unterstützung für das neue Lichterfestival "Light our Vision" ist beeindruckend.
Da fiel es zunächst kaum auf, wer in dieser Runde mit Abwesenheit glänzte: ein Vertreter der Kulturhauptstadt GmbH.
Auf der einen Seite hält sich seit Monaten - wenn auch meist nur hinter vorgehaltener Hand - eine vielstimmige Kritik an der Kommunikation der Kulturhauptstadt-Macher. Künstler fühlen sich ignoriert, Veranstalter nicht eingebunden, Bürger unzureichend informiert.
Auf der anderen Seite gibt es bereits einen "Arbeitskreis Kulturhauptstadt 2025". In ihm versammeln sich Firmen, Banken, Vermieter und Vereine aus der Mitte der Chemnitzer Gesellschaft.
Ob Sparkasse oder Arbeitgeber: So ziemlich jeder Chemnitzer steht mit einem der Beteiligten in Verbindung.
Dieser Arbeitskreis steht federführend hinter dem neuen Lichterfestival, kümmert sich um Ausgestaltung und sogar um die Finanzierung. Nach TAG24-Informationen suchte er auch den Kontakt zu den Kulturhauptstadt-Machern. Es habe ein Gespräch gegeben und gute Ratschläge. Aber keine Zusammenarbeit.
Städtischen Akteuren nicht die Hand zu reichen und ihr Großprojekt frühzeitig ins Programm zu integrieren, halte ich für fahrlässig. Das ist eine vertane Chance, die Chemnitzer ins Boot zu holen. "Bid Book" hin oder her.
Vom Arbeitskreis gab's zu diesem Gebaren bislang keine Beschwerde, nicht mal hinter vorgehaltener Hand. Deren Interesse an einem besseren Image und einer gelungenen Stadtentwicklung ist ohnehin langfristiger. Denn davon hängt für viele Firmen mehr ab als das Gelingen der Kulturhauptstadt.
Titelfoto: Ralph Kunz