Neuer Standort fürs Musikhaus des Westens in Chemnitz: Doch noch fehlt die Baugenehmigung
Chemnitz - Dieses Projekt schreibt ein Stück Stadtgeschichte weiter: Jens Viertel (52) und Musikhaus-Chef Falk Schuhmann (56) sanieren das alte Kino an der Frankenberger Straße in Chemnitz und richten dort das Musikhaus des Westens ein. "Auf die Räume warten wir sehnsüchtig", sagt Falk Schuhmann.

Versicherungs- und Immobilienmakler Jens Viertel ist Besitzer des Ballhauses Neuhilbersdorf. Ein mehr als 120 Jahre alter Veranstaltungs- und Tanzpalast, der heute als Event-Raum gern gemietet wird. Viertel ist auch Geschäftsführer der Firma Netkontor Trade Partners, Eigentümerin des früheren Jugendfilmtheaters nebenan. Nach der Wende wurden hier noch Pornofilme gezeigt.
Die alte Villa, einst Bürohaus für das Kino, wollte Viertel schon ab 2020 grundsanieren. Doch als Kulturdenkmal gestaltete sich die Sache kompliziert. "Jetzt warten wir noch auf die Baugenehmigung, um endlich loszulegen", sagt Jens Viertel.
Für rund eine halbe Million Euro will er die 220 Quadratmeter große Villa sanieren. Dann könnte das Musikhaus des Westens einziehen, das seit 2022 in einem Hinterhaus auf 40 Quadratmetern total beengt auf den Umzug wartet.
Im neuen Heim soll das Musikhaus neu aufblühen. Falk Schuhmann hat Pläne: "Unten wird es Musikinstrumente vor allem für den Schulunterricht geben, alles für Rock und Pop von der Gitarre bis zum Dudelsack. Oben entsteht die Musikschule für Gitarre, Keyboard, Bass und Ukulele."
Zudem vermietet Schuhmann Bühnentechnik (zum Beispiel für das Ballonfest in Oberrabenstein), bietet Licht- und Ton-Schulungen für Musiker und DJs an.

Seit 114 Jahren den richtigen Ton

Das Musikhaus des Westens (MdW) ist das älteste Musikhaus in Chemnitz. 1910 von Fritz Hädrich in der Fritz-Reuter-Straße eröffnet, wurde es 1945 ausgebombt.
Hädrich baute sein Lebenswerk wieder auf mit Läden in der Moritz-, danach Weststraße. In den 70er-Jahren übernahm Tochter Gerda Schulze den Laden. Warum es Musikhaus des Westens hieß, ist nicht sicher. Es könnte mit dem Standort Weststraße oder mit dem berühmten KaDeWe in Berlin zusammenhängen.
Zur Wende wollte Gerda Schulze aus Altersgründen schließen. Da ergriff ein junger Kunde die Initiative: Falk Schuhmann, damals 23, Rundfunk- und TV-Techniker, Schlagzeuger im Jugendblasorchester im Pionierhaus und Discotechniker (DJ), wollte seinen Lieblingsladen nicht sterben lassen. "Dort hatte ich meine erste Schallplatte von Smokie gekauft, später Puhdys und Status Quo."

Schuhmann übernahm das Geschäft, wechselte in die Augustusburger Straße und zog 2022 neben das Ballhaus Neuhilbersdorf in der Frankenberger Straße.
Titelfoto: Maik Börner