Mit 10 Euro pro Tag in der Tasche: Student läuft zu Fuß von Chemnitz nach Athen
Chemnitz - Johannes Riethausen (32) hat Großes vor. Am Wochenende startet der junge Mann aus Gablenz ein Abenteuer, wie es nur wenige wagen: eine rund 2400 Kilometer lange Reise zu Fuß von Chemnitz nach Athen. Pro Tag will der Student von nur 10 Euro leben und Spenden sammeln.

"Ich will herausfinden, wie weit ich komme - körperlich, aber auch seelisch", sagt der schlanke junge Mann.
Vier Monate lang will er laufen, etwa 25 Kilometer pro Tag. Dann wäre er spätestens im August in Athen: "Ich mache mir unterwegs keinen Stress", sagt Johannes und lächelt. "Ich will nirgendwo sagen: Nein, ich kann jetzt hier nicht noch einen Kaffee trinken."
Er will alles mitnehmen und unterwegs Menschen kennenlernen. Mit dabei ist auch sein Strohhut. "Der erinnert mich an das, was mir wichtig ist: Respekt gegenüber allem Leben. Egal ob Mensch, Tier oder Natur." So wie sein Vorbild: Hauptfigur Ruffy im Anime "One Piece!" (Netflix, ProSieben Maxx).
Die Idee zur Tour kam Johannes vor vier Jahren, als er den portugiesischen Jakobsweg wanderte. "Als ich wieder zurück war, dachte ich: Man könnte es ja mal richtig verrückt machen mit einer richtig langen Strecke."
Am Anfang des Jahres stand dann nach mentalen Problemen sein Entschluss fest: Jetzt oder nie! Drei Wochen später war der Rucksack gepackt.

Ohne festen Schlafplatz und mit wenig Geld, aber mit einer klaren Mission

Warum er täglich mit 10 Euro auskommen will? "Genau das ist mein Budget, was ich auch als Student habe. Damit komme ich auch in meinem normalen Alltag klar."
Vier Monate zu Fuß auf Tour ohne festen Schlafplatz, ohne Sicherheit, mit wenig Geld - aber mit einer klaren Mission: Der Gablenzer will Spenden für den Verein "Mission Erde" sammeln, ein Verein, der sich für Umwelt- und Wildtierschutz einsetzt.
"Die machen großartige Projekte. In der Ostsee, im Regenwald, auf Bali. Da werden Geisternetze geborgen, Affen aus unwürdiger Haltung befreit oder der fast ausgestorbene Bali-Star wieder ausgewildert."
Johannes spricht mit spürbarer Begeisterung. "Ich hab durch sie verstanden, dass jede Kleinigkeit hilft."
Abstecher zur slowenischen Kulturhauptstadt

Das Ziel Athen habe er zufällig gewählt, erzählt der Student: "Irgendwie findet man schon einen Weg da runter, dachte ich." Eine genaue Strecke habe er sich nicht vorgenommen, nur Nova Gorica (Slowenien) will er in jedem Fall ansteuern.
"Zur Eröffnung der Kulturhauptstadt im Januar hatte ich auch von der anderen KuHa Nova Gorica gehört. Mich interessiert sehr, wie die das machen und was dort so stattfindet."
Damit er ein Souvenir aus Chemnitz übergeben kann, hat ihm Mareike Holfeld (51) von der Kulturhauptstadt GmbH ein "Chemnitz2025"-T-Shirt mitgegeben: "Wir finden die Idee toll und wünschen ihm alles Gute für dieses Abenteuer."
OB Sven Schulze (53, SPD) stimmt derzeit mit seinem Amtskollegen Samo Turel (49) einen Termin ab, an dem der mutige Chemnitzer in der slowenischen Stadt empfangen wird: "Es ist ganz im Sinne unserer KuHa, Neues zu probieren und Projekte anzuschieben."
Das hat Johannes Riethausen im Rucksack

Etwa 20 Kilogramm schwer ist der "Survival"-Rucksack von Johannes Riethausen (32). "Ich habe mir sehr genau überlegt, was ich mitnehme. Da konnte ich auf die Erfahrungen meiner letzten Touren zurückgreifen", erzählt der Student.
Zur Ausrüstung gehören Zelt, Schlafsack und Isomatte. "Außerdem brauche ich meinen Kocher und meinen Topf, damit ich mir überall etwas kochen kann." Hinzu kommt ein Wasserfilter für Trinkwasser, Besteck und ein Messer.
"Und ich habe einmal Wechselwäsche mit, Waschen muss ich dann irgendwo in einem Fluss. Dafür habe ich biologisch abbaubares Waschmittel dabei."
Mit Kleidung für kalte Tage könne er bis minus fünf Grad aushalten.
Titelfoto: Uwe Meinhold