Kunstfestival "Begehungen" kehrt nach Chemnitz und drückt erstmal die Schulbank
Chemnitz - Nach zwei Gastspielen in Thalheim (2022) und Lichtenstein (2023) kehrt das Kunstfestival "Begehungen" ab Donnerstag wieder nach Chemnitz zurück.
Unter dem diesjährigen Motto "Kippeln" widmet sich das Festival der Protestkultur. Auch der Veranstaltungsort könnte kaum passender sein.
Der Schauplatz ist das ehemalige Schulgebäude des Chemnitzer Schulmodells in Gablenz.
"Ein Vorschlag aus dem Team und ein YouTube-Video der ehemaligen Oberbürgermeisterin Barbara Ludwig gaben den Ausschlag für die Wahl des Ortes", erklärt Festivalsprecher Lars Neuenfeld (52).
In dem Video schildert Ludwig die Ereignisse von 1989 in der ehemaligen DDR, als sich Pädagogen und Eltern zusammenfanden, um das Bildungssystem zu reformieren. Aus diesem erfolgreichen Protest entstand 1990 das Chemnitzer Schulmodell.
Bis zum 23. August werden insgesamt 22 Werke von deutschen und internationalen Künstlern präsentiert.
Kunstfestival 2025 bereits auch in Planung
Thematisch reicht die Bandbreite von der Räumung des Dorfes Lützerath über Corona-Demos und Pegida bis hin zu Protestbewegungen in Spanien, Südamerika, Iran und Afghanistan.
"Wir leben in einer neuen Zeit der Protestkultur", betont Kuratorin Claudia Tittel (50).
Der Titel "Kippeln" spiegelt diese Dynamik wider: Zum einen verweist er auf den Moment, in dem Gesellschaften durch Proteste kippen können, zum anderen auf die typische Schülergewohnheit, auf Stühlen zu kippeln - passenderweise wurden eigens Schulstühle für das Festival besorgt.
Das Festival findet im Erdgeschoss und in der Turnhalle statt. Die Zugänge werden barrierefrei ausgebaut. Auch Beschreibungen zum Hören soll es geben, um behinderten Menschen die Teilhabe zu ermöglichen.
Für 2025 stehe der Ort schon fest, bleibe aber noch geheim, sagt Neuenfeld: "Da wird das Kunstfestival auch länger öffnen."
Titelfoto: Maik Börner