Kultur-Bürgermeisterin Ruscheinsky zum Stand der Kulturhauptstadt-Vorbereitungen
Chemnitz - Seit anderthalb Jahren ist Dagmar Ruscheinsky (64, parteilos) Kulturbürgermeisterin von Chemnitz. In dieser Funktion hat die Germanistin, der auch die Ressorts Soziales, Jugend, Sport und Gesundheit unterstehen, viele Baustellen.
Vor allem das Kulturhauptstadtjahr rückt näher. Zum Stand der Vorbereitungen und zu wichtigen Personalien sprach mit ihr TAG24-Redakteur Torsten Hilscher (55).
TAG24: Der bisherige Generaldirektor der Kunstsammlungen, Frédéric Bußmann, äußert sich rückblickend kritisch über Chemnitz.
Dagmar Ruscheinsky: Ich habe das eine große Interview nicht als besonders kritisch empfunden. Zu dem einen Satz, die Kunst spiele in Chemnitz keine zentrale Rolle, möchte ich sagen: Chemnitz ist eine sehr profilierte Kulturstadt. Die Bildende Kunst spielt eine große Rolle, die Kunstsammlungen sind ausgesprochen renommiert. Gerade wurde ihnen die private Sammlung der Industriellen-Familie Thomas aus Bayern geschenkt.
TAG24: Hätte man Bußmann halten können?
Dagmar Ruscheinsky: Das weiß ich nicht.
TAG24: Haben Sie's versucht?
Es gibt Situationen im Leben, da hat man die Möglichkeit, sich zu verändern, einen Schritt weiterzugehen. Dass er das Kulturhauptstadtjahr nicht mehr mitmachen kann, hat ihm selber nicht gefallen. Das hat er ja sehr gut vorbereitet. Aber er hat sich für Karlsruhe entschieden, weil sich dort eine andere Gelegenheit ergeben hat.
TAG24: Wie steht es um die Nachfolge?
Dagmar Ruscheinsky: Da sind wir auf einem sehr guten Weg.
TAG24: Auch die Stelle des Generalmusikdirektors an den städtischen Bühnen ist vakant.
Dagmar Ruscheinsky: Es gab bereits einige Dirigate und man ist weiter mit Dirigenten im Gespräch. Generalintendant Christoph Dittrich ist guter Dinge, dass wir für die Spielzeit 2024/25 einen neuen GMD haben werden.
TAG24: Aber es zieht sich inzwischen.
Dagmar Ruscheinsky: Naja, das Orchester und der Dirigent müssen schon zusammenpassen, und deshalb haben wir hier auch keine Eile. Und, ja, es ist heutzutage auch so: Im Unterschied zu früher möchten sich die guten Leute gar nicht mehr so unbedingt an ein Haus binden.
Ruscheinsky: "Ungeduld gab es auch da"
TAG24: Wird es an der Spitze der Kulturhauptstadt GmbH personelle Veränderungen geben? Ziehen Sie nach der oft massiven Kritik am Duo die Reißleine?
Dagmar Ruscheinsky: Wir machen mit dem Duo Stefan Schmidtke und Andrea Pier selbstverständlich auch 2025 und auch danach weiter.
TAG24: Trotz aller Kritik.
Dagmar Ruscheinsky: Ich habe die aktuellen Kulturhauptstädte bereist. Ungeduld gab es in dieser Phase der Vorbereitung auch da. Weil das Programm üblicherweise erst im Herbst des Vorjahres veröffentlicht wird.
TAG24: Häufig üben Kulturschaffende hier bei uns Kritik ...
Dagmar Ruscheinsky: ... die enttäuscht sind, weil ihr Projekt nicht Eingang gefunden hat. Aber es ist so: Die Kulturhauptstadt GmbH ist dafür da, die Projekte des Bid Book umzusetzen und Projekte, die darüber hinaus eingereicht werden, auf ihre Machbarkeit zu überprüfen. Denn diese müssen zu den Programmlinien des Bid Book passen. Aber es gibt noch viele andere Möglichkeiten der Förderung.
TAG24: Das Aus der Apfelbaum-Parade ist nicht gerade rühmlich.
Dagmar Ruscheinsky: Die Parade findet statt, nur anders. Sie wird neu aufgesetzt, unter Beteiligung von Fachleuten und mehr Bürgerbeteiligung.
Titelfoto: Uwe Meinhold