Hier eröffnet Sachsens größter arabischer Supermarkt

Chemnitz - Während immer mehr Läden die Chemnitzer Innenstadt verlassen, eröffnete ganz in der Nähe jetzt der größte arabische Supermarkt Sachsens. Die geschäftigen Betreiber des Großmarkts eint nicht nur die Herkunft. Und sie haben noch viel vor.

Sachsens größter arabischer Supermarkt eröffnete in der Chemnitzer Brückenstraße 27.
Sachsens größter arabischer Supermarkt eröffnete in der Chemnitzer Brückenstraße 27.  © Uwe Meinhold

In der Brückenstraße 27 steht seit Samstag der Hawler Supermarket - laut Betreiber der größte arabische Supermarkt Sachsens. "Der Name des Markts passt gut zur Stadt", sagt Koshed Salah (50), rechte Hand des Chefs und Übersetzer.

"So wie man Chemnitz und Karl-Marx-Stadt sagen kann, nennt man unsere Hauptstadt entweder Erbil oder Hawler." Mit ihrer Hauptstadt ist der Sitz der Autonomen Regierung Kurdistans im Irak gemeint.

So wie Salah kommen die beiden Chefs Achmaad (42) und Mohammed-Amin Nawzad (36) aus dem kurdischen Teil Iraks. Salah floh vor über 20 Jahren während des Golfkriegs. Mohammed ergriff vor drei, Achmaad vor knapp einem Jahr die Flucht vorm IS. Gemeinsam verkaufen sie nun arabische, asiatische, orientalische und russische Lebensmittel.

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Letzteres gestaltet sich noch schwierig, denn "die Lieferanten haben keinen guten Preis gemacht", so Salah. Aus demselben Grund verkaufen sie noch keinen Käse aus Holland, den die Feinschmecker vor Ort probierten. Aber auch den deutschen Erbsen-Möhren-Mix findet man im Regal. Neben Lebensmitteln verkaufen sie zudem Wasserpfeifen und Einkaufstrolleys.

Die beiden Betreiber Mohammed-Amin Nawzad (36, l.) und Koshed Salah (50).
Die beiden Betreiber Mohammed-Amin Nawzad (36, l.) und Koshed Salah (50).  © Uwe Meinhold

Eine eigene Bäckerei wollen sie auch eröffnen

Der Andrang am Eröffnungstag war riesig.
Der Andrang am Eröffnungstag war riesig.  © Uwe Meinhold

Wie es sich für die Premiere gehört, stieg am Eröffnungstag prompt eine Kasse aus. Und der Andrang war riesig. Sie hätten kaum Werbung gemacht, höchstens in den zwei Chemnitzer Moscheen Bescheid gegeben und einen TikTok-Kanal erstellt.

Doch die Geschäftsleute wussten sich auszuhelfen: Schnell wurde eine provisorische Gemüsekasse neben der Auslegware vorm Geschäft aufgestellt.

Die Ware stammt von Großhändlern aus Berlin oder Leipzig - je nachdem, wer das bessere Angebot macht. "Wegen unserer Religion würden wir am liebsten Freitag zu und Sonntag aufmachen", sagt Salah. Aber das Gewerbeamt mache ihnen da einen Strich durch die Rechnung. Auch bei den Nachtschichten würden sie nicht mitspielen. "Aber das ist gut für die Mitarbeiter", so Salah.

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Im hinteren Teil befindet sich eine eigene Fleischerei, die Halal-Waren (muslimisch "reines" Fleisch) verkauft. Wenn es gut läuft, soll in ein paar Monaten eine eigene Bäckerei dazukommen. Und läuft es noch besser, wollen sie bald die anderen arabischen Läden in Sachsen beliefern.

Chef Mohammed, in dessen Dresdner Friseursalon sich die drei kennengelernt haben, weiß: "Alles zu seiner Zeit. Wir wollen nicht übermütig werden."

Titelfoto: Uwe Meinhold

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