Graffiti, Breakdance, Rap: Der B-Plan, das Zuhause der Chemnitzer HipHop-Kids

Chemnitz - Die Wende brachte das Aus für so manchen Jugendclub - andere erfanden sich neu. Das "Panorama" in Bernsdorf nannte sich um in "B-Plan". Der unscheinbare Flachbau wurde zum HipHop-Hotspot. Hier rappte, scratchte, breakte und sprayte die junge Szene, aus der noch Großes entstehen sollte.

Heimat der jungen Graffiti-Szene: der Jugendclub um 1993.
Heimat der jungen Graffiti-Szene: der Jugendclub um 1993.  © Dirk Seidel

Für den Chemnitzer René Kästner (44) war der "B-Plan" lange Zeit das zweite Zuhause. Hier tauchte er um 1991, als 14-Jähriger, in die ebenfalls junge HipHop-Szene ein.

"Die Szene war groß hier in Chemnitz", erinnert er sich heute. "Es gab etwa 300 aktive Kids." René Kästner entdeckte seine Leidenschaft für Breakdance und Graffiti.

Mit Baggy Pants, Kapuzenpulli und dem Rucksack voller Sprühdosen traf er sich mit seinen Freunden am B-Plan - wo fast jeden Tag was los war. Der Chemnitzer Rapper "Trettmann" (47), der heutzutage die deutschen Charts stürmt, hatte hier Anfang der 90er erste Auftritte.

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Im B-Plan gab es eine kleine Bühne mit DJ-Pult und einen Fliesen-Boden, der perfekt für Breakdance war.

Die angesagte Musik war der East-Coast-Rap der damaligen Zeit: Notorious B.I.G., Wu-Tang Clan, Mobb Deep und Eric B. & Rakim.

Als das "B-Plan" noch "Panorama" hieß: das Rap-Event "Hip Stop Non Hop", kurz vor der Wende.
Als das "B-Plan" noch "Panorama" hieß: das Rap-Event "Hip Stop Non Hop", kurz vor der Wende.  © Archiv Jörg Schneider
Auch der Chemnitzer Kult-DJ Dirk Duske (50) legte oft im "B-Plan"/"Panorama" auf, hier etwa 1986.
Auch der Chemnitzer Kult-DJ Dirk Duske (50) legte oft im "B-Plan"/"Panorama" auf, hier etwa 1986.  © privat
Party im "B-Plan"/"Panorama", um 1988.
Party im "B-Plan"/"Panorama", um 1988.  © Archiv Jörg Schneider

"Dafür, dass wir mal 'ne Hochburg waren, ist wenig übrig."

René Kästner (auf Leiter) beim Sprühen am "B-Plan", etwa 1994.
René Kästner (auf Leiter) beim Sprühen am "B-Plan", etwa 1994.  © Dirk Seidel

Aber die B-Plan-"Kids" waren auch - typisch Chemnitz - Freunde des Selbermachens: "In meinem Umfeld hat jeder Zweite gerappt", sagt René Kästner. Die Rapper und Breakdancer aus den verschiedenen Stadtteilen lieferten sich in dem Jugendclub Wettkämpfe ("Battles") darum, wer am besten tanzen und reimen konnte.

Oft verbrachten die Jugendlichen aber auch einfach Zeit miteinander: "Ich bin nach der Schule kurz nach Hause und dann hierher", sagt René Kästner. "Und dann haben wir bis zum Abend gequatscht, Mucke gehört und abgehangen." Doch es war nicht alles so entspannt.

Zeitgleich mit der Chemnitzer HipHop-Kultur wuchs die rechtsextreme Szene. "Um '91, '92 sind die einen HipHopper geworden, die anderen Nazis." In Kästners Freundeskreis nähten sich die Jugendlichen den Slogan "Nazis raus" auf die Rucksäcke. "Wenn man da mal alleine in der Straßenbahn gefahren ist und drei Nazis drin waren, hatte man ein Problem."

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Heute arbeitet René Kästner als Filmproduzent, dreht gerade eine Dokumentation über die Chemnitzer HipHop-Szene. Die habe sich stark verändert. Die Breakdance-, die Graffiti- und die Rap-Anhänger würden längst getrennte Wege gehen.

Und die Chemnitzer HipHop-Heads von damals hätten sich in ganz Deutschland verstreut: "Dafür, dass wir mal 'ne Hochburg waren, ist wenig übrig."

Hier gibt's die anderen Teile der TAG24-Serie zum Nachlesen

Titelfoto: Dirk Seidel

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