Diese Pfarrerin begleitet Chemnitzer Christen durchs Osterfest
Chemnitz - Pfarrerin Cornelia Henze (51) aus Chemnitz hat sich durchgesetzt, in einem Beruf, der lange eine Männerdomäne war. "Als Frau auf der Kanzel zu stehen, ist auch heute noch nicht überall selbstverständlich", sagt sie ruhig. Henze ist eine, die für ihren Platz gekämpft hat - gegen Vorurteile und alte Strukturen.

Schon als Kind in der DDR war sie von Kirche umgeben, ihr Vater arbeitete als Pfarrer. Dass sie selbst Pfarrerin werden würde, war lange undenkbar. Erst nach der Friedlichen Revolution und bewegenden Erfahrungen mit Kerzenmärschen und Gebeten kam der Wunsch auf, für Menschen da zu sein. Medizin schloss sie schnell aus: "Blut sehen - nichts für mich."
Im Theologiestudium war das Geschlechterverhältnis noch ausgeglichen, spürbar wurde es erst im Berufsleben: "In meinem ersten Konvent war ich die einzige Frau unter zwölf Männern."
Manche Kollegen akzeptierten sie, andere meinten, Frauen hätten auf der Kanzel nichts verloren. "Einige zitieren Bibelstellen wie 'Die Frau schweige in der Gemeinde' und übersehen dabei, dass Jesus Frauen in seiner Gemeinschaft selbstverständlich ernst genommen hat."
Weibliche Vorbilder fehlten anfangs. Erst später beeindruckten Henze Frauen wie Margot Käßmann und die "Kanzelstürmerinnen" in Sachsen.

Henze: "Ich stehe hier, weil ich glaube, dass Frauen die Kirche genauso mitgestalten"

"Die Gleichberechtigung kam spät und ist längst nicht überall selbstverständlich. Manchmal habe ich das Gefühl, dass konservative Strömungen versuchen, uns wieder zurückzudrängen."
Ihre Antwort ist klar: "Ich stehe hier, weil ich glaube, dass Frauen die Kirche genauso mitgestalten." Henze will jüngeren Frauen Mut machen: "Sucht euch Pfarrerinnen als Vorbilder. Und glaubt an euch."
Dass sie Beruf und Familie verbinden konnte, verdankt sie einer bewussten Entscheidung: "Ich habe mich auf eine halbe Stelle beworben, obwohl viele abrieten." Drei Kinder großzuziehen und zugleich in der Gemeinde präsent zu sein, war herausfordernd, aber machbar - mit einem starken Partner an ihrer Seite.
Trotz sinkender Mitgliederzahlen und Gemeindefusionen bleibt Henze optimistisch: "Kirche sind nicht nur Pfarrer - Kirche sind die Menschen." Und sie ist überzeugt: "Wir Frauen sind da. Und wir lassen uns nicht mehr an den Rand drängen."
2024 wechselte Cornelia Henze von Röhrsdorf ins Zentrum, zur Jakobi-Kreuz-Kirchgemeinde. Dort will sie nicht nur für Gläubige da sein: Mit ihrer "Stillen Oase" - Angebote für Meditation und Achtsamkeit - erreicht sie auch Menschen, die sich von der Kirche abgewendet haben. "In einer Welt voller Hektik brauchen wir Orte, an denen Menschen einfach zur Ruhe kommen können."
Am Karsamstag, Ostersonntag und Ostermontag finden zahlreiche Veranstaltungen und Gottesdienste statt. Einen kompletten Überblick findet Ihr unter: www.kirche-chemnitz.de, Gottesdienste in Henzes Kirchgemeinde unter: jakobikreuz.de.
Titelfoto: Uwe Meinhold