Chemnitz - Gegründet vor 140 Jahren, war Wanderer vor 100 Jahren eines der profitabelsten Unternehmen. Doch was machte die Chemnitzer Werke so erfolgreich? Darauf gab Prof. Rudolf Boch (72, TU Chemnitz) Antworten im Kunstprojekt "Tankstelle" in der Zwickauer Straße.
"Wanderer fing 1885 mit dem Verkauf englischer Fahrräder an, konstruierte danach eigene Modelle. Mit Fahrrädern wurde in den 90er-Jahren des 19. Jahrhunderts unheimlich viel Geld verdient", erklärt der Wirtschafts- und Sozialhistoriker.
Nach elf Jahren wurde die Firma in eine AG umgewandelt und Mitgründer Richard Adolf Jaenicke ging in den Ruhestand. Als Millionär mit 39! Doch danach nahm der Erfolg erst richtig Fahrt auf.
Wanderer baute Fräs-, Schreib- und Rechenmaschinen, Motorräder und Autos. "Wanderer war weniger Erfinder", so Boch.
"Sie galten als Fälscher, die Produkte aus England und den USA klug analysierten, verbesserten und mit eigenem Patent hochpreisig verkauften."
Marketing-Stratege Johann Winklhofer ließ 1913 ein Auto von Wanderer in der Operette "Puppchen" auf die Chemnitzer Bühne rollen. Fertig war der Spitzname "Wanderer Puppchen". Wanderer zieht noch heute: Die "Tankstelle" war mit gut 60 Besuchern zum Vortrag rappelvoll.