Chemnitz: So viel Kunst steckt in unserem Rathaus
Chemnitz - An was denkt Ihr, wenn Euch das Chemnitzer Rathaus in den Sinn kommt? Wahrscheinlich eher an Begriffe wie Stadtrat, Politik, Verwaltung und Bürgermeister? Jedoch gibt es noch einen anderen Blick, der nach oben gerichtet ist. An den Wänden dort können einige namhafte Kunstwerke entdeckt werden.

Monumental im Stadtverordnetensaal: Es ist circa 13 Meter lang und knapp vier Meter hoch. Das Werk heißt "Arbeit - Wohlstand - Schönheit" des deutschen Malers und Bildhauers Max Klinger (1857 - 1920).
Das Bild zeigt eine alte mediterrane Hafenstadt mit Fabrikgebäuden und Schornsteinen. Das Gemälde ist auf 23 Bahnen fest in der Wand verbaut. Im Vordergrund sind neun Frauen zu sehen, die zu Ehren einiger antiker Götter einen Tanz aufführen.
"Für diese Frauen haben damals Chemnitzerinnen dem Maler Modell gestanden", sagt Veronika Leonhardt (64), die seit 2008 als Stadtführerin tätig ist.
Das Werk wurde 1911 vom Chemnitzer Textilunternehmer Hermann Vogel in Auftrag gegeben. Fertiggestellt wurde es in den Jahren 1916/1917 und 1918 dann im Saal angebracht. Es war Max Klingers letztes großes Werk.
"Zur Einweihung vermerkte damals die zeitgenössische Kritik, dass sich Chemnitz damit zur Kunststadt erhebt habe", so die 64-Jährige. Im Dritten Reich verdeckte man das Werk mit einer Pappe, in der DDR-Zeit wurde ein Vorhang davor gebaut.

Vier Gemälde im Grünen Salon symbolisieren die Jahreszeiten

Im Grünen Salon von früh bis abends, vier Gemälde gibt es dort mit einer besonderen Bedeutung: Schloss Rochsburg bei Lunzenau symbolisiert den Morgen und den Frühling, Schloss Lichtenwalde den Mittag und den Sommer, Schloss Augustusburg den Nachmittag und den Herbst.
Zu guter Letzt steht das Bild von Schloss Wildeck in Zschopau für den Abend und den Winter. Maler der "Vier Jahreszeiten" ist Charles Johann Palmié (1863 - 1911).
Abwägen im Ratssaal: Neo Rauch, einer der bekanntesten zeitgenössischen Maler und Star der Neuen Leipziger Schule, ist in diesem Raum mit dem Ölgemälde "Die Abwägung" aus dem Jahr 2012 vertreten. Seit 2013 hängt die Auftragsarbeit an diesem Platz. Zu DDR-Zeiten hing dort ein Werk sozialistischer Prägung.
"Weil die Maße zufällig passten", so Leonhardt. Seit der Wende war der Platz dann vorerst leer - bis 2013. Auf Neo Rauchs Gemälde ist Justitia dargestellt, ohne Augenbinde. In der linken Hand hält sie einen Baum, in der rechten ein Gebäude - eine Abwägung. Die Personen im Umkreis verkörpern Elemente der Natur, aber auch die Zerstörung derer.





"Die gelb-lila schimmernden Farben im Bild sind an die Färbung der Fenster in diesem Raum angelehnt", sagt Veronika Leonhardt.
Titelfoto: Kristin Schmidt